Wenn es sie nicht gäbe, man müsste sie erfinden: Die Blabla-Initiative in der Bahnhofstraße. Die Flüchtlingshelferinnen und -helfer um die beiden Herrschinger Künstler Silvana und Thomas Prosperi haben am Freitagabend wieder ihre „Gemeinde“ zum Sommerfest versammelt. Und Kulturreferent Hans-Hermann Weinen überbrachte die beste Botschaft des Abends: „Die Gemeinde Herrsching wird Euch weiter unterstüzten.“ Die evangelische Kirche hatte fürs Fest ihr Gemeindehaus zur Verfügung gestellt.
Der Verein „Wir schaffen das“ ist Träger des Cafes Blabla, das in seiner schnuckeligen Beengtheit Nestwärme für Asylbewerber bietet. Hier bahnen sich Kontakte an, bis zu 15 ehrenamtliche und Profi-Lehrer bieten Deutschkurse, Juristinnen helfen bei amtlichen Formularen, bei Ein- und Widersprüchen, es wird auf Gitarren geklimpert, es wird gebacken und genäht. In seiner Internationalität erinnert das Blabla an einen UN-Kongress im Westentaschenformat.

Gegründet hatte den Verein Claus Wecker im Jahre 2016, als die Flüchtlingszahlen eine unfassbare Welle der Hilfsbereitschaft und der schroffen Ablehnung provozierten. Inzwischen hat der Verein sogar den Tassilo-Sozialpreis der SZ bekommen. Bei der Preisverleihung sagte Silvana Prosperi: „Für uns gibt es heute noch einen zweiten Grund zum Feiern.“ Am Tag der Preisverleihung habe einer der Geflüchteten, die vom Café Blabla betreut werden, nach sieben Jahren und unzähligen Behördengängen endlich seine Aufenthaltserlaubnis bekommen. „Sie sind Vorreiter für ganz Deutschland“, zitiert die Süddeutsche Zeitung die Pianistin Sophie Pacini, die Patin des Sozialpreises.
Eine der vielen Geschichten des Blabla erzählt der Flüchtlingshelfer Sepp Breitsameter, der seit 2016 Asylbewerber aus Afghanistan und aus der Ukraine betreut. Einer seiner ersten Schützlinge war der Afghane Hamet, der am Freitagabend ebenfalls beim Sommerfest war. Hamet arbeitet inzwischen als Gärtner bei einem Betrieb in Weßling und spricht fließend Deutsch, „Bayerisch“, verbessert Sepp Breitsameter im Gespräch. Ob Hamet schon mal Ablehnung in Deutschland erfahren habe, wollten wir wissen. „Wenn du nett zu den Leuten bist, dann sind die Leute auch nett zu dir“, sagt er im Gespräch wie ein weiser Alltagsphilosoph.

Kabarettist Thomas Prosperi („Faltsch Wagoni“) moderierte das Sommerfest mit seiner Partnerin Silvana trotz „Überschwemmung zu Hause“, wie er in einem Spontangedicht behauptete: „Ich habe beim Putzen gepatzt. Das Aquarium ist geplatzt. Jetzt sind in meinem Reihenhaus – die Haie raus.“ Na, wenn’s nix Schlimmeres ist.