Wie prüft ein Segler den Wind? Er stellt eine Kerze am Steg auf. Geht sie aus, ist der Wind zu stark, brennt sie weiter, lohnt sich ein Start nicht. 15 Skipper beim Blauen Band vom Ammersee hätten vielleicht eine Kerze in Andechs aufstellen müssen, dann wäre die legendäre Regatta nicht am Rande der Flaute entlanggeschrammt. Die 49. Auflage des Langstrecken-Rennens war ein Schaulaufen der Leichtwindspezialisten, und Regattaleiter Dirk Dieber hatte denn auch nach der ersten Runde ein Erbarmen und schickte die Crews zum Feierabendbier. Ausgerichtet hatte der Traditionsverein Rhein-Main-Donau Segelclub auch diese Wettfahrt. Im Juli feiert der Club sein 75-jähriges Bestehen mit einem Festakt.
In der Wertung nach Zeit ging das Team von Alexander Bichler auf der „Hook“ (Dolphin 81) vom HSC Herrsching zeitgleich über die Ziellinie wie die „Midnight Thermik“ (Joker) vom Team Thomas Lederer, das für den TSV Herrsching angetreten war. Auf Platz 3 folgte für den Rhein-Main-Donau-Segelclub (RMDSC) die Crew von Andy Weger auf der „Tohuwabohu“ (Lotus 30 spezial).
Wettfahrtleiter Dirk Dieber sagte bei der Preisverleihung: „Wir haben dieses Mal ein totes Rennen beim Blauen Band – also den seltenen Fall, dass es zwei Erstplatzierte mit exakt gleicher Zeitwertung gibt, bestätigt von drei Zeitnehmern.“
Die Gewinner erklärten sich bereit, den Preis zu teilen. „Die Sieger haben versichert, dass sie den Preis, ein Steuerrad mit blauem Band, nicht durchsägen, sondern dass nur zwei Namensplaketten darauf befestigt werden“, scherzte Gabi Hochmuth, 2. Vorsitzende des RMDSC.

Der Club, aus einer See-Depandance der Rhein-Main-Donau-AG entstanden, ist mit 341 Mitglieder und 12 vereinseigenen Booten einer der wichtigen Segelclubs am Ammersee. Weil seine Mitglieder nicht Tausende von Euro in ein eigene Boot stecken müssen, gilt der Club als Segelsport-Verein ohne Elite-Allüren – er hat den Wassersport sozusagen demokratisiert. Die Mitglieder müssen, wie der Schatzmeister des Clubs, Ulrich Ziegler, erzählt, kein Boot kaufen, keinen Bojenplatz bezahlen, kein Winterlager suchen, keine Reparaturen machen – sprich, sie müssen nur nachweisen, dass sie mit den clubeigenen Booten umgehen können. Takelmeister Franz Schwarz kümmert sich um die clubeigene Flotte, bezahlt wird alles aus der Vereinskasse.
Segeln ist kein ganz billiger Sport – beim Blauen Band vom Ammersee schwammen etwa 250 000 Euro Wertanlage am Startschiff vorbei – von der Viking bis zur Tohuwabohu waren viele bekannte Boote unterwegs. Auch 2 Drachen-Schiffe, die wegen ihrer elitären Länge und Eleganz eigentlich in weißen Hosen gesegelt werden müssten, waren im Feld vertreten. Ebenso das legendäre clubeigene „Blumenkisterl“, das sich unter die ganz Großen mischte. Die Ergebnisse bringt herrsching.online am Montag.
Gewertet wurden die Boote nach den sogenannten Yardstick-Zahlen. Jede Bootsklasse hat eine bestimmte Bewertungszahl, wenn bei einer Regatta mehrere Bootsklassen gemeinsam starten und bewertet werden. Sie ergibt sich aus der Segelfläche, der Rumpfform, der maximalen Rumfgeschwindigkeit und vielem mehr. Das langsamere Boot kann also ein schnelleres schlagen, weil es durch seine Yardstickzahl aufgewertet wird. Die Formel ist ganz einfach: Die gesegelte Zeit mal 100 geteilt durch die klasseneigene Yardstickzahl. So hat beispielsweise das clubeigene Blumenkistl mit historischer Takelage und Skipper Kai Michels 3 Stunden, 49 Minuten und 4 Sekunden für die Runde gebraucht, aber dank der Yardstickzahl 117 die Regatta gewonnen. Die Ergebnisse:
1 Blumenkistl Kai Michels
1 Echo Rainer Birkholz
3 Capriccio Siggi Lederer
4 X505 Paul Bauer
5 Mr. Lucky Dieter Schönwald
6 Viking III Jörg Ehrsam
7 Leila Thomas Liebsch
8 Hook Alexander Bichler
9 Kelpim Irmi Bauer
10 Sunbird Wolfgang Schreiber