Innenministerium kümmert sich um Herrschinger Straßen-Doppelnamen

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Ärgerlich, wenn das Paket mit dem Staubsauger in die falsche Seestraße kommt, weniger ärgerlich, wenn der Bußgeldbescheid im anderen Kapellenweg zugestellt wird: In Herrsching und Breitbrunn gibt es jeweils eine Seestraße und einen Kapellenweg. Bürger haben vor 2 Jahren sogar den Staatsanwalt eingeschaltet, damit die Gemeinde endlich das Verwirrspiel für Postboten und Besucher beendet. Die Strafverfolgungsbehörde sah allerdings keinen Anlass, ein Verfahren zu eröffnen, benachrichtigte aber das Rathaus von dem Vorgang.

Jetzt aber kommt wieder Bewegung in die Straßen-Doppelnamen-Benennungs-Dauerbrenner-Amts-Untätigkeits-Handlung. Der doppelte Kapellenweg und die zweifache Seestraße müssen noch einmal in den Gemeinderat.

Die Seestraße in Herrsching Bild: Google Earth Pro

Das Landratsamt Starnberg teilte herrsching.online mit:Wir (das Landratsamt; Red.) haben die Angelegenheit im Februar 2021 abschließend rechtsaufsichtlich geklärt und sind – unter Einbeziehung beteiligter Stellen, wie Polizei, Integrierte Leitstelle und Gemeinde –  zu dem Ergebnis gekommen, dass die Gemeinde Herrsching in dieser Angelegenheit das ihr zustehendes Ermessen pflichtgemäß ausgeübt hat. Auch das Innenministerium hielt unsere Entscheidung für vertretbar. Woher nun der „Sinneswandel“ seitens des Ministeriums kommt, ist für uns nicht erkennbar, sind uns doch keinerlei neuen Informationen bekannt, die aus unserer Sicht zu einer anderen Entscheidung führen würden.

Der Kapellenweg führt von der Rieder zur Ladestraße. Bild Google Earth Pro

Insofern haben wir die Weisung des Innenministeriums in der Weise aufgegriffen, als dass wir die Gemeinde Herrsching aufgefordert haben, in einer der kommenden Sitzungen vor dem Hintergrund möglicher neuer Erkenntnisse erneut über die Angelegenheit Beschluss zu fassen und uns über das Ergebnis sowie die Begründung zu informieren. Ebenso haben wir Polizei und Leitstelle erneut um Stellungnahme gebeten. Rückmeldungen liegen uns aber derzeit noch keine vor.”

Dass die Rechtsaufsicht jetzt tätig wird, geht also auf eine Intervention des Innenministeriums zurück. Der Starnberger Merkur, wie immer gut informiert, wenn es um CSU-Amtsträger geht, will erfahren haben, dass sich Innenminister Herrmann persönlich an Landrat Frey gewandt habe.

Dass Umbenennungen von Straßen – mitunter sogar aus „kosmetischen” Gründen – möglich sind, beweist der ehemalige Friedhofsweg in Breitbrunn. Der heißt inzwischen Am Königsberg. Klingt eindeutig repräsentativer. Der Friedhof wurde nicht verlegt, eine sachliche Begründung für die Umbenennung gab es also nicht. Aber die Adresse war wohl Anwohnern zu gruftig.

Nun gibt es seit der Eingemeindung Breitbrunns in den Siebziger-Jahren 2 Seestraßen und 2 Kapellenwege in Groß-Herrsching: Eine „Magistrale” führt vom Seehof zur Mühlfelder Straße und eine in Seenähe auf Breitbrunner Gemarkung.

Seestraße (links im Bild) und Kapellenweg (rechts im Bild parallel zur Staatsstraße) in Breitbrunn Bild: Google Earth Pro

In einer früheren Bürgerversammlung hatte sich ein Breitbrunner über diese Doppelbenamung beschwert. In einem Schreiben an das Landratsamt hatte ein Bürger von der Gemeinde verlangt, eine Seestraße umzubenennen, weil 2 gleich benannte Straßen gegen die Gemeindeordnung verstießen. Der Gemeinderat wollte daraufhin eine einvernehmliche Lösung. Die gab’s nicht, also gab’s weiter 2 Seestraßen und 2 Kapellenwege.

Die wichtigste Begründung für den Wunsch nach Umbenennung war: In einem Notfall könne der Rettungswagen in die falsche Seestraße fahren. Das Landratsamt schließt solche Navi-Fehler aber aus: „An die Rettungsdienste werden keine postalischen Adressen, sondern ausschließlich die konkreten Geokoordinaten weitergegeben”. Außerdem sei eine Umbenennung für die Anwohner „unverhältnismäßig”.

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