Wie könnte Herrsching bezahlbare Wohnungen bauen?

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In Landsberg gibt es einen neuen Busfahrer. Keine Nachricht, die in der Zeitung stehen müsste. Und doch war sie dem BR eine Meldung wert, weil der Busfahrer aus Berlin übersiedelte. Grund: Landsberg bot ihm eine Wohnung an. Kann auch Herrsching Busfahrer, Krankenschwestern oder Briefträger mit bezahlbarem Wohnraum anlocken? Zum aktuell heißesten Thema in der Kommunalpolitik veranstalten die Bürgergemeinschaft Herrsching, die Freien Demokraten und die Grünen eine Info-und Diskussionsveranstaltung am 27. April. Könnten auch Projekte auf genossenschaftlicher Basis eine Lösung sein? Die CSU und die SPD sind nicht in dieser Veranstalter-Riege dabei. Im Vorfeld gab es politische Auseinandersetzungen darüber, ob der Runde Tisch Wohnen die Veranstaltung ausrichten sollte.

Nach Informationen aus Teilnehmerkreisen sieht es die Gemeindeverwaltung nicht als primäre Aufgabe des Runden Tisches an, sich mit alternativen Wohnbau-Formen zu beschäftigen. Deshalb sprangen die 3 Parteien als Organisatoren in die Bresche. Die Moderation des Vortrags- und Meinungsforums werden der Leiter des Runden Tisches, Dr. Traugott Schöfthaler, und Ulrich Geßner, Geschäftsführer der IGEWO, übernehmen. Als Referenten haben die Veranstalter einen Mann gewonnen, der genossenschaftliches Bauen in München stark beeinflusst hat: Christian Stupka ist Vorstand im Dachverband der Münchner Genossenschaften. herrsching.online hat sich für nächste Woche zu einem Interview mit Stupka verabredet.

Die Veranstaltung findet am 27. April um 19 Uhr im evangelischen Gemeindehaus an der Madeleine-Ruoff-Straße 2 statt.

Zwischen der Rathausspitze und dem Runden Tisch kriselete es seit einiger Zeit. Bürgermeister und CSU weisen darauf hin, dass sich die Gemeinde mit dem Projekt „Bezahlbares Wohnen am Mitterweg“ sehr stark engagiere. Wie berichtet, sollen neben der Kirche 28 Wohnungen entstehen, für die Mietpreise zwischen 10 und 12 Euro angedacht waren. Die Gemeinde investiert mindestens 10 Millionen in das soziale Projekt.

Umstritten ist zwischen den Tischlern und dem Rathaus besonders das Gelände der ehemaligen Bofrosthalle. Dort könne in preiswerter Holzständerbauweise Wohnraum für Bedürftige entstehen, glauben Teilnehmerinnen des Runden Tisches. Für die Rathausspitze ist das keine Option, weil der Verband Wohnen die Wirtschaftlichkeit des Bauplatzes verneint und der Platz an der Schranke eventuell als Bauhof für eine mögliche Unterführung benötigt wird. SPD-Gemeinderat Hans-Hermann Weinen zu diesem Thema im Interview mit herrsching.online: „Wenn es neue Aspekte gibt, kann man das Thema weiter verfolgen. Aber die Fakten, die jetzt auf dem Tisch liegen, deuten darauf hin, dass sich das Projekt Wohnunngsbau auf dem Bosfrostgelände nicht rechnet.“

Die Zweite Bürgermeisterin Herrschings, Christina Reich, hält das Thema auch für extrem wichtig: Der bezahlbare Wohnraum sei das drängendste Problem in Herrsching. Auch ihr Fraktionskollege Thomas Bader pflichtet ihr bei: „Wir brauchen Wohnungen, besonders im Hinblick auf das neue Krankenhaus, aber auch für Bürger in Vereinen wie der Feuerwehr. Es hilft der Gemeinde nicht, wenn immer nur teure Villen gebaut werden. Die bringen weder den Ort noch das Ehrenamt weiter. Wer keinen eigenen Grund in Herrsching hat, kann sich Bauen in unserer Gemeinde nicht mehr leisten mit einem normalen Einkommen. Deshalb müssen wir darauf schauen, dass wir die jungen Herrschinger am Ort halten können. Sie bilden die Zukunft unserer Gemeinde.“

4 Comments

  1. SPD und CSU, die das Wort Sozial als großes „S“ in ihrem Parteinamen führen, wollten nicht Veranstalter für diesen Vortrag sein.
    Die letzten größeren Wohn-Bauvorhaben (Lagoom, Mühlfelderstr., Schönbichlstr.) mussten meines Wissens keine einzige Wohnung für mittlere/untere Einkommen erstellen.
    Bleibt zu hoffen, dass Gemeinderäte von SPD und CSU und voran Herr BM Schiller wenigstens als Zuhörer zu diesem Fachvortrag kommen – sie könnten womöglich etwas lernen.

    • Liebe Frau Bauer, ich stimme Ihnen zu …es sollten auch Wohnungen für mittlere und untere Einkommensschichten erstellt werden. Ob nun aber nur einheimische Herrschinger („sog.Ureinwohner“) mit unterem Einkommen ein Anrecht haben sollen, finde ich unangemessen. Es geht ja nicht um Reservate, sondern um soziale Wohnbauförderung und niedrigere Mieten für jung 7nd alt.

      E

  2. SPD und CSU, die das Wort Sozial als großes „S“ in ihrem Parteinamen führen, wollten nicht Veranstalter für diesen Vortrag sein.
    Die letzten größeren Wohn-Bauvorhaben (Lagoom, Mühlfelderstr., Schönbichlstr.) mussten meines Wissens keine einzige Wohnung für mittlere/untere Einkommen erstellen.
    Bleibt zu hoffen, dass Gemeinderäte von SPD und CSU und voran Herr BM Schiller wenigstens als Zuhörer zu diesem Fachvortrag kommen – sie könnten womöglich etwas lernen.

  3. Ist bezahlbares Wohnen nur für Herrsching ein sehr wichtiges Thema oder gehören da auch die Ortsteile Widdersberg und Breitbrunn dazu? Die engagierten Gemeinderäte haben hoffentlich die gesamte politische Gemeinde im Blick. Vielleicht finden sich noch weitere Grundstücke in der weiteren Umgebung, denn auch in Breitbrunn gehen die Mietpreise „durch die Decke“. Heidi Körner

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