Baumschutz vertagt

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Der beste Zeitpunkt, einen Baum zu pflanzen? „Vor 30 Jahren”, sagt der Umweltaktivist Dr. Eckhart von Hirschhausen. Wenn er Recht hat, dann heißt das: Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren, dem Klima mit Bäumen zu helfen. Nachdem der Herrschinger Gemeinderat 2018 die Baumschutzverordnung „gerodet” hatte, bemühte sich nun der Arbeitskreis Umwelt um Reparaturmaßnahmen. Wichtigste Maßnahme dieses 12-Punkte-Katalogs: Baumstandort statt Stellplatz: Wenn ein Baum mit einem Autostellplatz konkurriert, darf sich der private Bauherr für den Baum entscheiden. Nun ist das alles Papier für die Tonne: Über den politisch heiklen Punkt wurde im Gemeinderat am Montagabend gar nicht diskutiert.

Die Fraktionssprecherin der Grünen, Anke Rasmussen, zauberte plötzlich einen Vorschlag aus dem Nichts, der das Thema Baumschutz aufs übernächste Jahr verschiebt. Sie will einen externen Fachmann beauftragen, einen grünen Plan für Herrsching zu entwickeln. Die Mehrheit des Gemeinderates nahm die Idee mit Erleichterung auf. Damit war auch der Vorschlag von Claudia von Hirschfeld (BGH) abgeräumt, das Umweltreferat personell aufzustocken. Immerhin wurden Ideen aus der Liste aufgenommen. Beispiel: Das Laub als wertvoller Dünger wird nicht mehr überall entfernt.

Kein Geld für neue Stellen im Umweltreferat

Leo Gruber (BGH) stellte die Liste gut gelaunt und optimistisch vor: „Diese Punkte haben Gemeinden ohne Baumschutzverordnung umgesetzt.” Viele Maßnahmen daraus seien aber mit dem jetzigen Personalstand im Rathaus nicht umzusetzen. Hier hakte die Fraktionskollegin Claudia von Hirschfeld ein: „Wieviel Geld nehmen wir in die Hand, um uns mehr Personal im Umweltreferat zu leisten?” Der Bereich brauche mehr Wertschätzung – auch finanziell. Bürgermeister Schiller brachte als Entgegnung andere Gemeinden ins Spiel. Mit der Vollzeitstelle für Franziska Kalz sei die Gemeinde gut aufgestellt. „Andere Gemeinden unserer Größe haben nur eine halbe oder gar keine eigene Kraft im Umweltbereich.”

„Wir brauchen einen externen Fachmann”

Die Diskussion erübrigte sich dank der Grünen-Rätin Anke Rasmussen, deren Vorschlag völlig unvermittelt aufploppte: „Wir haben mit unserem Verkehrsplaner ein erfolgreiches Konzept erarbeitet. Mein Vorschlag ist nun, für eine grüne Entwicklung Herrschings einen externen Fachmann zu holen.” Ein solcher Fachmann belaste auch den Stellenplan der Gemeinde nicht. Schiller schien ausgesprochen dankbar für den Vorschlag: „So mörteln wir den internen Stellenplan nicht auf.”

Thomas Bader von der CSU ging die Diskussion offenkundig zu weit: „Wir müssen nicht das ganze Programm abfahren. Ich will nicht, dass durch Bäume das Bauen verhindert wird. Ich will, dass der Herrschinger in Herrsching bleiben kann.”

„Haben nicht genug Kapazität, um Baustellen zu überwachen”

Stichwort für Chistiane Gruber (BGH): „Wir brauchen tatsächlich einen Plan für Grünflächen, Bäche und Bäume.” Sie beklagte, dass nach dem ominösen Paragrafen 34 des Baugesetzes alles gehe, was ein privater Bauherr wünsche. Die Umweltreferentin Franziska Kalz habe ein zu großes Aufgabengebiet zu bewältigen. In Germering, ergänzte Leo Gruber, gebe es sogar eine Stelle, die zur Baustellenüberwachung eingesetzt werde. Und in Starnberg werde die Überwachung von Umweltschutzmaßnahmen durch den Bauhof wahrgenommen. Franziska Kalz bestätigte in ihrem Statement, dass man tatsächlich die Kapazitäten nicht habe, um zu kontrollieren, was auf Baustellen passiert”.

Der Bürgermeister lenkte die Diskussion dann wieder auf den externen Planer, „um den man nicht herumkommt”. Er schlug gleich vor, das Honorar im nächsten Haushalt einzustellen. Das fand dann auch – gegen 4 Stimmen von der CSU – die Ratsmehrheit.

Für die zahlreichen Baumfreunde unter den Zuhörern gab es zeitnahen Trost: Private Baumbesitzer bekommen ein kostenloses Beratungsangebot, Laub wird nicht mehr überall entfernt, und Gemeinde-Grünflächen werden umgrenzt, damit niemand mehr darauf parken kann.

Da werden die Bäume in Herrsching aufatmen.

So sahen die Vorschläge des Arbeitskreises Umwelt aus:

• Bäume auf öffentlichem Grund sollen bis ins hohe Alter gute Wachstumsbedingungen haben

• Alle Möglichkeiten des Baugesetzes sollen ausgenutzt werden, um den Baumbestand langfristig zu erhalten.

• Private Baumbesitzer sollen Beratungsangebote für die Baumpflege bekommen

• Laub soll nicht mehr überall entfernt werden

• Die Gemeinde fördert den Erhalt alter Bäume mit einem neuen Förderprogramm

• Die Gemeinde organisiert Baumführungen mit dem Bund Naturschutz

• Gemeindliche Gründflächen sollen so abgegrenzt werden, dass nicht mehr darauf geparkt werden kann

• Baumstandort statt Stellplatz: Anpassung oder Änderung der Stellplatzsatzung

• Weg- und Straßenbegrünung und Begrünung von Bachrändern

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