Sicher wie eine Badewanne, aber mit Alkohol im Blut eine potenzielle Todesinsel: Tretboote

Tretboot-Toter wohl ein Alkohol-Opfer

6 mins read

Das Tretboot Karlo war kein Tatort, sondern nur ein Unglücksort. Die Obduktion des 59-jährigen Rumänen, der bei einer aufwendigen Suchaktion 9 Meter unter der Wasseroberfläche gefunden worden war, ergab eindeutig Tod durch Ertrinken. Ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberbayern Nord erklärte, dass man von einem Unglücksfall ausgehe, bei dem Alkohol eine Rolle gespielt habe.

Dass Alkohol eine zentrale Rolle dabei spielte, dass der Rumäne vom Tretboot in den 12 Grad kalten See gefallen war, ergab der Alkohol-Test seines 27-jährigen Kumpels, den die Wasserwacht besinnungslos im Tretboot gefunden hatte. Er hatte 3 Promille Alkohol im Blut.

Der Tretboot-Tote vom Ammersee war am letzten Mittwochabend in der Herrschinger Bucht geortet und dann mit einem Roboter geborgen worden. Die Kripo in Fürstenfeldbruck hatte nun zu ermitteln, ob es vorher auf dem Tretboot einen Kampf gegeben hatte.

Der von der Polizei engagierte Tauchdienst Müller suchte nach der Leiche. Für das neue Boot WSP 7 der Wasserschutzpolizei Dießen war die Suche der erste Einsatz

Die Leiche wurde in der Herrschinger Bucht in etwa 9 Meter Tiefe geortet. Die Wasserschutzpolizei Dießen hatte den privaten Tauchdienst Müller aus München angeheuert, um mit einem Sonargerät die Bucht zu scannen. Auch speziell ausgebildete Hunde waren im Einsatz, bei dem das neue Boot WSP 7 der Wasserschutzpolizei seine erste Dienstfahrt absolvierte. Geborgen wurde der 59-jährige Moldawier/Rumäne mit einem Tauchroboter, der mit einem Greifarm die Leiche umklammerte und sie dann an die Wasserorberfläche zog.

Das Wasser war am Sonntag 12 bis 13 Grad warm (da es Strömungen in der Bucht gibt, differiert die Wassertemperatur oft um bis zu 4 Grad). Bis zur Erschöpfung und Bewusstlosigkeit hält es ein Verunglückter im 10 Grad kalten Wasser etwa eine Stunde aus. Da das Unglück etwa 200 Meter vom Ufer entfernt passierte, bräuchte ein nicht Geübter eine halbe Stunde, um an Land zu kommen. Dazu müsste man aber zuerst einmal schwimmen können. Ein betrunkener Schwimmer kühlt zudem schneller aus und hat deshalb nicht soviel Zeit zum Überleben.

Die normale Reaktion eines über Bord gegangenen Bootsfahrers ist aber wildes Geplansche und Schreien nach Hilfe. Diese Hilferufe wären an einem Sonntag mit vielen Ufergästen und Tretbootfahrern aber registriert worden. Da der Verunglückte mutmaßlich wie ein Stein unterging, war er schon beim Sturz schwer angeschlagen oder medizinisch in einem Ausnahmezustand. Akoholgenuss, die Anstrengung beim Tretbootfahren und Übergewicht könnten die Ursache dafür sein, dass er sich nicht retten konnte.

Wie herrsching.online schon am Montagnachmittag berichtete, waren am Sonntag gegen 16.50 Uhr Rettungskräfte von Spaziergängern informiert worden, dass in der Herrschinger Bucht ein Tretboot mit einem mutmaßlich bewusstlosen Mann treibe. Die Wasserwacht konnte das Boot schnell ausfindig machen. In dem Boot lag ein 27-jähriger Rumäne völlig durchnässt und offenkundig nicht ansprechbar. Seine Füsse baumelten im Wasser, wie die Wassrwacht mitteilte. Er wurde sofort in ein Krankenhaus eingeliefert. Wie die Wasserwacht Herrsching weiter mitteilte, mussten die Retter aus „diversen Gegenständen“ an Bord schließen, dass eine zweite Person in dem Tretboot gesessen hatte. Bei dieser Person handelte es sich um den Kumpel des Rumänen, eines 59-jährigen Mannes mit Wohnsitz in Moldawien. Er soll aber gebürtiger Rumäne sein, wie sich jetzt herausstellte. Warum der völlig durchnässt und nicht ansprechbar im Boot lag, teilte die Polizei bisher nicht mit. Das Boot ist für 4 Passagiere geeignet und kann nach einem Ausflug ins Wasser wieder leicht geentert werden.

Am Sonntagnachmittag lief sofort eine große Suchaktion mit Wasserwacht-Teams aus Herrsching, Buch, Diessen, Utting und Schondorf an. Die Wasserwacht Herrsching war mit 2 Booten und 8 Rettern am Einsatz beteiligt. Auch das Schiff des Rettungsdienstes der Feuerwehr war auf dem Wasser.

Unterstützt wurden die Einsatzkräfte durch 2 Drohnenteams der Wasserwacht Eching und der Feuerwehr Oberpfaffenhofen. Aus der Luft suchte zuerst der Rettungshubschrauber Christoph 1, später wurde er von einer „Edelweiß“-Maschine der Polizei abgelöst.

Wie der Bootsverleiher im Gespräch mit herrsching.online sagte, wirkten der jüngere Rumäne und der ältere Moldawier nicht offensichtlich betrunken. Sie hatten allerdings Alkoholika mit an Bord genommen. „Wenn ein Bootsmieter auf uns einen normalen Eindruck macht und gerade gehen kann, dann vermieten wir ihm natürlich ein Tretboot“, hieß es beim Bootsverleih Stummbaum. Eine Stunde Tretboot-Verleih kostet 15 Euro.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

Aktuellste Meldungen

Herrsching blüht auf

Der Gemeinde Herrsching blüht etwas – nämlich die Anerkennung als „bienenfreundliche Gemeinde“. Viele öffentliche Flächen und