Der neue Polizeichef Winfried Naßl, 55, freut sich sehr auf seinen neuen Job an der Rieder Straße. Der Hauptkommissar wechselt von Olching nach Herrsching. Der geborene Münchner hat zwei Leidenschaften: Die eine macht ihm viel Vergnügen: Er widmet sich dem Akkordeon und singt aktiv in einem Chor. Die andere macht nur gelegentlich Spaß: Er ist bekennender Anhänger von 1860. herrsching.online sprach mit dem neuen Polizeichef.
herrsching.online: Der Polizeipräsident hat bei Ihrer Amtseinführung ein rosiges Bild der Sicherheitslage in Herrsching gemalt. Wird’s Ihnen nicht langweilig in Herrsching?
Naßl: Ich hoffe nicht. Wir müssen hier trotz guter Sicherheitslage auch präventiv arbeiten. Jede Straftat, die wir verhindern können, ist mehr wert als die Aufklärung einer begangenen Straftat.
herrsching.online: Welche Präventionen macht die Polizei?
Naßl: Allein die Streifenfahrten sind vorbeugende Maßnahmen, das Präsentsein in der Öffentlichkeit ist wichtig. Die schulische Bildung für Kinder, die Verkehrserziehung hilft, Unfälle zu vermeiden. Das geht weiter über den Umgang der Jugendlichen mit Chats, die Weiterleitung und der Besitz von pornografischen Bildern. Da müssen wir präventiv tätig werden.
herrsching.online: Wieviele Streifenwagen sind denn in Herrsching unterwegs?
Naßl: Das sind Interna, die Ihnen ein Dienststellenleiter nicht erzählen kann…
herrsching.online: … sind denn immer Streifenbeamten unterwegs in den Straßen von Herrsching?
Naßl: Wenn es möglich ist, ja. Es gibt aber auch Fälle, in denen die Dienststelle an der Rieder Straße geschlossen werden muss, weil große Einsätze alle Beamten in Anspruch nehmen.
herrsching.online: Das passierte bisher 4 Mal seit dem 1. 4. 2021?
Naßl: 3 Mal. Bei solchen Einsätzen, die alle Kollegen binden, ist natürlich niemand mehr auf den Straßen unterwegs. Aber wir sind sehr bemüht, das Sichtbarsein in der Öffentlichkeit auf einem hohen Level zu halten.
herrsching.online: Während solcher Großeinsätze ist die Herrschinger Polizei also nicht zu erreichen?
Naßl: Die Polizei ist zu erreichen. Wir haben eine Rufumleitung an die Einsatzzentrale. Sollte jemand an der Polizeistation klingeln, gibt es ebenfalls eine Weiterleitung zur Einsatzzentrale, die dann adäquat reagiert. Möglicherweise kommt dann eine Unterstützungsstreife von einer anderen Dienststelle. Oder die Polizei nimmt dann später, wenn die Inspektion wieder besetzt ist, Kontakt mit diesem Bürger auf.
herrsching.online: Wieviele Beamten arbeitet auf der Herrschinger Polizeiinspektion?
Naßl: 34.
herrsching.online: Wieviele Polizisten arbeiten in einer Schicht?
Naßl: Wir möchten nicht, dass man solche Zahlen an die Öffentlichkeit gibt. Bei besonderen Lagen ist es immer möglich, zusätzliche Kräfte in den Dienst zu bringen.
herrsching.online: Sind Sie denn schon wohnhaft in Herrsching?
Naßl: Im Landkreis Dachau.
herrsching.online: Wollen Sie nicht in den schönen Landkreis Starnberg ziehen?
Naßl: Ja, das haben meine Frau und ich tatsächlich schon überlegt.
herrsching.online: Sie sind 55 Jahre alt, da würde sich doch ein Umzug lohnen. Sie haben doch noch 10 Dienstjahre vor sich?
Naßl: Das lassen wir mal offen, wie lange ich noch im Dienst bin.
herrsching.online: Würde uns Herrschinger doch freuen, wenn Sie uns noch lange erhalten bleiben würden.
„Die Leitung einer Polizeiinspektin ist das Königsamt bei der bayerischen Polizei“

Es hätte schlimmer kommen können für Winfried Naßl: Seit 1. April ist der Polizeihauptkommissar Chef der Herrschinger Polizeiinspektion – immerhin der schönste Polizeiposten im schönsten Landkreis, wie der Andechser Bürgermeister Scheitz meint. Der 55-jährige Naßl wurde am Montag vom Polizeipräsidenten Günther Gietl in sein Amt eingeführt.
„Eine Polizeiinspektion zu leiten, ist das Königsamt der bayerischen Polizei“, sagte Poliziepräsident Gietl in der kleinen Feierstunde im Starnberger Landratsamt. Naßl sei nun zuständig für die Sicherheit von etwa 37 300 Menschen in den Gemeinden Herrsching, Wörthsee, Weßling, Seefeld, Inning und Andechs. Und für den Pilsensee fungieren die Herrschinger Beamten sogar als „Wasserschutzpolizei“.
Die Kriminalitätsentwicklung im Bereich der Polizeiinspektion sei sehr positiv, berichtete Polizeipräsident Gietl: 2021 bearbeiteten die Herrschinger 968 Straftaten – 11 Prozent weniger als im Vorjahr. Allein die Diebstahlsdelikte seien um 9 Prozent zurückgegangen. Nur Fahrräder wurden deutlich mehr gestohlen. Dank Homeoffice und neuer Häuslichkeit in der Pandemie hätten auch die Wohnungs- und Hauseinbrüche abgenommen: 2021 hatten Einbrecher 14 Mal versucht, eine Wohnung oder ein Haus zu „knacken“ – zweimal weniger als im Vorjahr.
Nur im Feld der Straßenkriminalität und der Sexualdelikte beklagte Gietl eine unerfreuliche Entwicklung. „Sorgen bereitet uns die Kriminalität im Bereich der Kinderpornografie – auch bei Jugendlichen,“ sagte Gietl. Um 54 Prozent habe die Sachbeschädigung durch Graffity-Sprayer zugenommen.
Auch die Kriminalität mit dem Enkeltrick hat Hochkonjunktur. „Es vergeht kein Tag, an dem nicht im Kreis Starnberg versucht wird, mit der Falschmeldung von Enkeln in Not Geld zu erpressen.“ Gietl sprach von einer Schadenssumme von 900 000 Euro, die Kriminelle besorgten Seniorinnen und Senioren entlockt hätten.
Auch die Verkehrsunfälle im Bereich der Polizeiinspektion Herrsching haben um 2,2 Prozent zugenommen.
Ein besonderes Kapitel, das auch Landrat Stefan Frey bei seiner Begrüßung im Landratsamt angesprochen hatte, waren die Anti-Corona -Demonstrationen in Herrsching, Starnberg und Gauting. „85 Prozent dieser „Spaziergänge“ waren nicht angenmeldet“, beklagte der Polizeipräsident. Sie hätten aber jeden Montag bis zu 10 Polizeibeamten beschäftigt.
Zur Polizeiinspektion Herrsching gehört nicht nur die Aufsicht über den Pilsensee, sie hat auch einen veritablen Flughafen zu betreuen: Auf dem Sonderflughafen Oberpfaffenhofen fallen bei Hunderten von Flügen Personenkontrollen an.
Winfried Naßl ist Nachfolger von Erich Schilling, der die Dienststelle Herrsching über 10 Jahre lang geleitet hatte. Schilling war 45 Jahr bei der bayerischen Polizei und hat sich inzwischen schon in den Ruhestand verabschiedet.