Pfarrerin Kathrin Hussmann verlässt Herrsching

„Wir müssen auch mal laut werden“

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Pfarrerin Katrin Hussmann verlässt Herrsching/Die Flüchtlingsarbeit war ihr großes Thema/Mit Helferkreis Abschiebung verhindert/

Tapetenwechsel für die Herrschinger Pfarrerin Katrin Hussmann. Im Sonntagsgottesdienst teilte die Pfarrerin ihrer Gemeinde mit, dass sie am 1. Februar zur Landeskirche nach München wechselt. Sie wird dort den Fachbereich Religionsunterricht übernehmen.

Katrin Hussmann hatte sich in Herrsching einen Namen durch ihr beherztes, couragiertes Eintreten für Flüchtlinge gemacht. Besonders nahe gingen ihr die Schicksale von Immigranten, denen die Abschiebung drohte. Im Fall des Iraners Nasser, der im Breitbrunner Dominikus-Ringeisen-Werk als Hausmeister arbeitet, half sie, eine unmittelbar bevorstehende Abschiebung zu verhindern.

Der Breitbrunner Helferkreis, dem unter anderen die Gemeinderätin Traudi Köhl und die Breitbrunnerin Julia Rothbauer angehören, hatte eine Pressekonferenz organisiert und angekündigt, dass er vor dem Verwaltungsgericht einen Antrag auf Aussetzung der Abschiebung einreichen wolle.

Dieser Antrag erübrigte sich dann, weil Landrat Stefan Frey die Abschiebung aussetzte. herrsching.online sagte sie damals in einem Interview, dass sie das Thema sehr anfasse, weil „wir menschlich mit Menschen umgehen müssen“. Hussmann empörte am Fall Nasser besonders, dass dem Vernehmen nach sein Pass in der Ausländerbehörde praktisch erschlichen worden sei. Versprochen worden sei Nasser eine Arbeitserlaubnis, wenn er den Pass abgebe. Als er den Pass überreicht habe, sei ihm die Abschiebung angekündigt worden.

Das, so Hussmann, sei in Bayern kein Einzelfall gewesen. „Verwaltungswillkür kann nur stattfinden, wenn sie politisch gedeckt ist, vermute ich“, sagte sie in dem Interview. Hussmann äußerte aber nicht nur Kritik an Politik und Behörden, sondern auch an ihrer Kirche: „Ich hätte gerne, dass meine Kirche sich da ein bisschen prominenter äußert. Ich weiß, wir machen viel stille Diplomatie, aber wir müssen auch mal laut werden.“ Hussmann hatte im Fall Nasser, der dank der Intervention des Landrats ja ein Happy End hatte, sogar Rechtsschutz angekündigt. Wenn es sein müsse, werde man schon Menschen finden, die das Verwaltungsgerichtsverfahren unterstützten.

Die iranischen Flüchtlinge hätten alle Angst vor der Abschiebung, manchmal wüssten sie nicht mehr ein noch aus. Da werde sie, sagte sie im Interview, „auch wieder emotional“. Hussmann hat von den Breitbrunner Flüchtigen aus dem Iran 8 Menschen christlich getauft. „Aber ich bin nicht nur für die Getauften da.“ Sie gehe auch davon aus, dass das keine „taktischen“ Taufen gewesen seien. Und einige würden für ihren neuen christlichen Glauben richtig brennen. „Nasser ist frömmer als mancher Kirchgänger“, sagte Hussmann im Interview mit herrsching.online. „Die Leute sind oft viel gläubiger als wir. Aber sie brauchen auch unseren Zuspruch und unseren Trost.“

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