Erweiterung der Schindlbeck-Klinik: Vorteil: keine Grundstückskosten; Nachteil: Bauarbeiten bei laufendem Klinikbetrieb

Landrat – der perfekte Dealmaker?

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Erste Hinweise gab Landrat Stefan Frey bereits herrsching.online in einem Interview Ende August: Er verhandle mit verschiedenen Grundstückseigentümern auch in Herrsching. „Das mache ich in aller Ruhe und Sorgfalt, damit wir auch wirklich alle Alternativen in den Blick genommen haben“, sagte er in dem Interview. Jetzt hat er in einer nichtöffentlichen Sitzung den Herrschinger Gemeinderat darüber informiert, dass der Landkreis kurz davor stehe, an der Seefelder Straße in Herrsching Grundstücke zu kaufen. Nach der Gemeinderats-Sitzung soll es sehr fröhlich und auch ein bisschen feucht zugegangen sein. Dem Vernehmen nach gab es Brotzeit und Wein.

Die zu erwerbenden Flächen würden zusammen mit Grundstücken der Gemeinde Herrsching ausreichen, um dort ein neues Klinikum zu errichten. „Wir führen konkrete Verhandlungen und sind auf einem guten Weg“, äußerte sich Frey dazu. Zusammen mit Grundstücken der Gemeinde Herrsching würde sich eine Fläche ergeben, die einen Klinikneubau möglich mache. Dem Vernehmen nach sind es nur 18 000 Quadratmeter, die für die Klinik erforderlich seien.

Coup gelungen: Landrat Stefan Frey hat bisher erfolgreich verhandelt

Der Chef der Starnberger Kliniken GmbH, Thomas Weiler, hatte im Herrschinger Gemeinderat darüber berichtet, dass man moderne Kliniken möglichst flach baue, um Aufzüge zu vermeiden und alle Abteilungen auf einem Niveau nebenanander aufzustellen. In bisherigen Statements war deshalb immer wieder von 25 000 Quadratmetern Grundfläche die Rede gewesen. Genau diese Bauweise aber verursacht einen riesigen, ökologisch bedenklichen Flächenfraß.

Auch zu den Grundstückspreisen sind inzwischen Details bekannt. Aus den Grundstücks-Verhandlungen wegen eines neuen Gymnasiums wurden immer wieder 70 Euro für den Quadratmeter kommunziert. Der Landrat bot offensichtlich deutlich mehr für das Klinik-Grundstück – es ist von einem Preis unter 200 Euro die Rede. Gemeinderat Alexander Keim sprach in einem früheren Interview mit herrsching.online davon, dass er jeden Eigentümer nur zu gut verstehe, wenn er oder sie für sich und seine Familie den bestmöglichen Verkaufspreis erzielen möchte. „Daher sollte man mit marktgängigen Forderungen rechnen, wenn man sich als öffentlicher Bauherr um solche Flächen bemüht. Zudem gibt es eine Lernkurve, die aus den gescheiterten Verhandlungen in Bezug auf das Gymnasium resultieren sollte.“ 

Die Schindlbeck-Klinik an der Seestraße: Die ökologisch beste Lösung durch Aufstockung. Fachleute hatten allerdings Bedenken, die Klinik im laufenden Betrieb zu erweitern. Das seien Operationen am offenen Herzen

In der Gemeinde hatte sich während der Verhandlungen das Gerücht verbreitet, die Grundstückseigentümer würden gerne ein sogenanntes Koppelgeschäft machen: Sie verkaufen Grund für die Klinik zum vom Kreis angebotenen Preis, wollen aber für die restliche Fläche einen Bebauungsplan, um diesen Grund viel teurer an Privatleute verkaufen zu können. Von diesem Koppelgeschäft war in den Verhandlungen mit dem Landrat offensichtlich nicht mehr die Rede, zumal ja ein Bebauungsplan in die Planungshoheit der Gemeinde fällt.

Ein Herrschinger Gemeinderat äußerte sich inzwischen entsetzt darüber, dass bereits so viele Details zu dem möglichen Grundstücksdeal bekannt geworden seien.

Im Aubachtal im Hechendorf organisierte sich der grüne Widerstand gegen den geplanten Klinikneubau

Mit einem Standort an der Seefelder Straße wäre Landrat Frey auch eine lästige bis aufwendige Auseinandersetzung mit einer großen grünen Phalanx los: Grüne, Bürgerinitiativen, Bund Naturschutz und andere Gruppierungen haben sich massiv gegen einen Klinikneubau neben dem Hechendorfer Friedhof an der Lindenallee ausgesprochen.

Der Vorsitzende des Bundes Naturschutz, Günter Schorn, zu herrsching.online: „Für die Planung und den Bebauungsplan muss das Gebiet aus dem Landschaftsschutzgebiet herausgenommen werden. Dafür ist der Kreistag zuständig. Und es muss aus dem regionalen Grünzug herausgenommen werden. Es stehen also gesetzliche Regelungen dagegen.“

Er deutete zudem an, dass seine Organisation gegen einen Bauplan im Landschaftsschutzgebiet klagen könne. Schorn zu herrsching.online:„Natürlich hat der Bund Naturschutz ein gesetzlich geregeltes Klagerecht.“

Inzwischen gibt es Hinweise darauf, dass die politischen Planer im Gesundheitsministerium in Zukunft größere Kliniken fordern. Vielleicht, so ein Gemeinderat, sei die Klinik Westlicher Landkreis das letzte Krankenhaus in Bayern, das mit einer Kapazität von nur 200 Betten gefördert werde.

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