• Schon jetzt können sich Links- und Rechtsabbieger nebeneinander aufstellen – sehr zum Leidwesen der passierenden Radfahrer
  • Und wieder steht ein Baum im Weg, der bei einer Verbreiterung zu Brennholz würde
  • Rechts vom Radweg stehen Telefonkästen, die versetzt werden müssten

Zweite Spur für die Gewerbestraße

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Gemeinderat will Rückstau vermeiden.

Weil die Bahn mal wieder zu spät kam, blieb die Planung auf der Strecke: Die Einmündung in die Rieder Straße könnte eine schöne Trompete sein, tatsächlich ist sie eine Blockflöte – mit Blockabfertigung. Jetzt hat die CSU-Fraktion im Gemeinderat beantragt, eine zweite Abbiegespur auf den letzten Metern der Gewerbestraße zu bauen. So könne man den Rückstau in die Gewerbestraße vermeiden. Nach einer lebhaften Debatte stimmte der Gemeinderat dafür, im nächsten Haushalt Geld für die nötige Planung bereitzustellen.

Und was hat das mit der Bahn zu tun? Schon 2012 wurde ein Ingenieursbüro beauftragt, die Einmündung der Gewerbestraße zu verbessern. Aber die Bahn mit ihrer bekannten Entschlussfreudigkeit verhinderte eine weitere Planung. Von ihren Fahr-Plänen nämlich hängt ab, ob sich das Straßenbauamt zu einer Unterführung der Staatsstraße durchringen könnte: So blieb alles beim Alten: Der Bahnübergang ist seit Jahrzehnten das öffentliche Wartezimmer der Gemeinde – von 60 Minuten bleiben die Schranken 42 Minuten geschlossen. Möglicherweise könnte das Staatliche Straßenbauamt in Weilheim eine Unterführung wieder auf die Tagesordnung holen, wenn dank der zweiten Stammstrecke noch mehr S-Bahnen Herrsching ansteuern werden.

Weil die Unterführungspläne also in den Aktenschränken vergilbten, konnte die Gemeinde auch die Einmündung nicht verbessern. Und so staut sich besonders in den Haupteinkaufszeiten der Verkehr in der Gewerbestraße mitunter bis zum Getränkemarkt. Und die Einsatzfahrzeuge des Roten Kreuzes haben, so beklagt es die CSU-Fraktion, erhebliche Schwierigkeiten, sich durch den Stau zu wühlen.

CSU-Gemeinderat Roland Lübeck schlug vor, den 2 Meter breiten Fuß- und Radweg aufzuteilen und den abgetrennten Radweg durch die Wiese zu führen. Damit könnte man vom bestehenden Fu-Ra-Strip Raum abknapsen und der Straße zuschlagen. Folge: Es gäbe Platz für eine zweite Spur. Links- und Rechtsabbieger würden sortiert in getrennten Spuren auf die Einfahrt warten. Ein Vorschlag, der auf eine breite Zustimmung hoffen durfte.

Aber nur auf den ersten Blick, denn Grüne und SPD hatten erhebliche Einwände gegen die Straßenverbreiterung. Bevor es in die offene Redeschlacht ging, bekräftigte CSU-Fraktionssprecher Thomas Bader noch einmal, dass man nicht darauf warten wolle, bis sich Straßenbauamt und Bahn über eine Unterführung einig seien.

BGH-Rat Rainer Guggenberger hob zuerst den Finger für die Radfahrer, deren Weg ja auch in die Straße münde. Grünen-Rat Gerd Mulert wurde dann grundsätzlich und sprach sich gegen noch mehr Asphalt an dieser Ecke aus. Mit Blick auf die Radfahrer schimpfte er: „Das ist die gefährlichste Stelle für Radfahrer in ganz Herrsching. Wenn man auf dem Fahrradstreifen Richtung Schranke fahre, starrten einen Radfahrer an der Einmündung ein Links- und ein Rechtsabbieger an. Und man wisse nicht, welcher von beiden einen über den Haufen fahre. SPD-Gemeinderat Wolfgang Schneider vertrat eine fundamental andere Meinung als die CSU-Kollegen. Sinngemäß meinte er: Wer Verkehr sät, erntet Verkehr. Den Verkehr solle man eher behindern als verflüssigen, forderte Schneider in bester Grünen-Diktion. „Und wenn ich mit dem Bus aus der Gewerbestraße fahre, kommt sowieso niemand an mir vorbei.“

CSU-Rat Bader aber bekräftigte noch einmal die Verkehrsförder-Maßnahme: „Wir müssen auch an die Geschäfte denken, die anfahrbar bleiben müssen.“

Dann kam’s zum Schwur: Soll der Gemeinderat im nächsten Haushalt 15 000 bis 20 000 Euro Planungsmittel einstellen, um der Einmündung ein neues Gesicht zu geben?

Ergebnis: 12 Räte einschließlich Bürgermeister waren dafür, 10 Mitglieder einschließlich Grünen und SPD waren dagegen.

Ein Faktennachtrag, der im Gemeinderat nicht besprochen wurde: Der Geh- und Radweg ist etwa 2 Meter breit. Mit einer zweiten Spur für Abbieger würde man schätzungsweise 5 Autos mehr in der Einmündungszone unterbringen. Der Beschleunigungseffekt wäre also eher bescheiden. Für eine zweite Spur müsste der Fußweg verschlankt werden, zudem müssten mehrere Bäume gefällt werden. Die Rivalität Verkehr gegen Natur lebt auch hier wieder auf. Red.

1 Comment

  1. Man kann auch alles zu Tode planen…
    Schon jetzt schaffen es mitdenkende Autofahrer, sich 2-spurig in der Einmündung einzuordnen, die ist nämlich faktisch breit genug dafür. Busse u. LKW werden auch nach einer Verbreiterung die 2 Spuren blockieren wegen ihres Wendekreises…
    Verkehrspolitik in Herrsching- immer am Maximum orientiert: wohl, um EU-Fördermittel abgreifen zu können für die „Entwicklung des ländlichen Raumes“…

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