Eine Urkunde vom Innenmister, ein Riesling-Sekt vom Bürgermeister – die Regierung lässt sich nicht lumpen, wenn verdiente Kommunalpolitiker geehrt werden. Hans-Jürgen Böckelmann, 77, wurde in der letzten Gemeinderatssitzung für seine 12 Jahre als Stellvertretender Bürgermeister in Herrsching ausgezeichnet.

Bürgermeister Schiller im feinen Zwirn mit Amtskette, der Geehrte im Freizeitlook – er wusste von der bevorstehenden Ehrung nichts. Sogar seine Frau, die eingeweiht war, wurde zum Stillschweigen verpflichtet. Böckelmann sitzt seit 2002 für die Grünen im Gemeinderat. Damals war Grün noch nicht Mainstream, da mussten ökologische Positionen hart verteidigt werden. In Böckelmanns Amtsperiode als stellvertretender Bürgermeister fielen so wichtige Entscheidungen wie die Rathaus-Erweiterung, der Bau der Feuerwehrhäuser in Herrsching und Breitbrunn sowie die Erweiterung der Christian-Morgenstern-Schule. Böckelmann hatte 10 Jahre als Entwicklungsingenieur in der Industrie gearbeitet und war dann 26 Jahre als Prüfer beim Deutschen Patentamt tätig. In seine Zuständigkeits fielen auch Patentanmeldungen für Sargmelde-Alarmanlagen gegen lebendiges Begraben-werden. Böckelmann leicht stolz: „Ich konnte dem Patentbewerber nachweisen, dass seine Ideen schon 1870 in einer Anmeldung beschrieben wurden.“ Da war’s dann nix mit dem patentierten Glöcklein für Scheintote.