„80-Zentimeter-Baum speichert 100 bis 1000 Mal mehr CO2 als junger Baum“

4 mins read

Schikane, Geldverschwendung, Förderprogramm für Bürokratie, Freiheitsberaubung und Umweltaktionismus – Gegner von Verordnungen haben einen ganzen Strauß von Argumenten gegen amtlichen Baumschutz. Der öffentlich bestellte und vereidigte Baumsachverständige Andreas Detter, die gelernte Försterin Angela Burkhardt-Keller und der Jurist und BUND-Funktionär Peter Heller setzten sich bei der Podiumsdiskussion mit den Argumenten gegen Baumschutzverordnungen auseinander.

4 Experten, viele Fragen: Der öffentlich bestellte Baumsachverständige Andreas Detter (links), Moderator Dr. Martin Held, die Diplom-Ingenieurin Angela Burkhardt-Keller und der Jurist und BUND-Funktionär Peter Heller

Baumschutz gibt Bauherren Rat: Gemeinden, die eine Baumschutzverordnung haben, können Bauwerber beraten, wie man ein Haus, eine Baustellenzufahrt oder eine Auffahrt so plant, dass möglichst wenig Bäume gefällt werden müssen. Bebauungspläne sind mitunter aber auch keine Baumschützer. Aktueller Beweis: Die Rodungen in der Gachenaustraße, für die es einen gültigen Bebauungsplan gibt.

Baumschutzverordnung bedeutet „erheblichen Bürokratieaufbau“ (CSU-Flyer): Umfragen bei vergleichbaren Gemeinden, die eine gültige Baumschutzverordnung haben, ergaben laut Pro-Natur-Sprecher Norbert Wittmann: Der personelle Aufwand für die Durchsetzung einer Baumschutzverordnung beträgt durchschnittlich etwa eine Stunde pro Monat und 1000 Einwohner, das wären also 11 Stunden in Herrsching. Der Dachauer Kreisrat und Jurist Peter Heller berichtete in der Podiumsdiskussion, dass die 50 000-Einwohner-Stadt Dachau eineinhalb Stellen für die Administration der Baumschutzverordnung einrichtet. Bisher sei eine Vollzeitstelle besetzt. In Herrsching sind die Stellen Umwelt & Natur und Umwelt & Energie mit eineinhalb Stellen besetzt.

Administrative Kosten für eine Baumschutzverordnung: Der Sachverständige Andreas Detter berichtete, dass bei der Bearbeitung von Anträgen auch Gebühren anfallen. Es gebe sogar Gemeinden, die durch eine Baumschutzverordnung einen Überschuss erzielen, der wieder in die Bürgerberatung und in Baumpflegemaßnahmen investiert werden könne. Pro Natur hat in ihrem Verordnungsentwurf festgelegt, dass bei genehmigten Fällung Gebühren anfallen, die Baumpflege-Maßnahmen bei bedürftigen Grundstücksbesitzern finanzieren helfen.

Ersatzpflanzungen gleichen Baumfällungen aus: Der Sachverständige Detter verwies auf wissenschaftliche Untersuchungen, nach denen ein Baum mit einem Durchmesser von 80 Zentimetern 100 bis 1000 Mal mehr CO2 speichere als ein Baum mit 20 Zentimeter Durchmesser. Es ist wissenschaftlicher Konsens, dass Ersatzpflanzungen erst nach Jahrzehnten einen nennenswerten CO2-Speicherbeitrag leisten.

Stadtklima und Baumbestand: In der Podiumsdiskussion kam – leider nur am Rande – die Filterwirkung von Bäumen in den Ortskernen zur Sprache. Detter verwies darauf, dass in baumbestandenen Straßen der Feinstaub um bis zu 70 Prozent geringer sei als in baumfreien Straßen.

Bäume sind eine Gefahr für die Verkehrssicherung und bei Stürmen: Detter ist als Sachverständiger immer wieder mit der Frage konfrontiert, ob ein alter Baum die Verkehrssicherheit gefährdet und deshalb gefällt werden muss. Ein Zuhörer argumentierte, dass bei der Orkanböe im Sommer viele alte Bäume im Ortsgebiet von Herrsching umgefallen seien und dabei auch Fußgänger und Autofahrer bedroht hätten. Von einem umfallenden Baum erschlagen zu werden, sei, so Jurist Heller, genauso wahrscheinlich wie ein Sechser im Lotto. Und die BUND-Mitarbeiterin Angela Burkhardt-Keller verwies darauf, dass bei Sturm auch Dachziegel durch die Gegend fliegen. Angesichts der 3000 Verkehrstoten im Jahr komme ja auch niemand auf die Idee, den Individualverkehr vollständig lahmzulegen.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

Aktuellste Meldungen

Anzeige