Landschaftsingenieur Konrad Herz kämpft dafür, dass die Bäume mehr freie Erde um die Stämme herum bekommen

„Als ob du Schuhe trägst, die 3 Nummern zu klein sind“

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Zu der Nachricht, dass die große, mächtige Eiche vor dem Seehof (vorläufig) nicht gefällt wird, hat uns ein Brief erreicht, der den Vorgang leicht süffisant-ironisch kommentiert. Der Landschafts-Ingenieur Konrad Herz, Mitglied der Bürgerinitiative Pro Natur, schrieb uns dazu:

Eiche vor dem Hotel Seehof

„Die Nachricht, dass der stattliche Baum vor dem Seehof zunächst nicht den Kettensägen zu Opfer fällt, hat mich sehr gefreut. Und wie so häufig ist alles eine Frage der Perspektive. Die Nachbarschaft von Gebäude und Baum besteht offensichtlich schon lange, denn der Baum hat sich im Laufe der Jahre ganz natürlich abgewandt. War früher bestimmt ohne Asphalt schöner. Der Mensch hat durch Pflegemaßnahmen die Krone im Bereich der Traufe auf ein erträgliches Maß geschnitten.

Es schaut zumindest nicht so aus, als ob dies die selben Kettensägen waren, die den anderen Bäumen sukzessive den Garaus machten. So weit, so gut. Bei näherer Betrachtung wird allerdings (wie auch bei den andren Bäumen) deutlich, dass das Verhältnis von Baumscheibe (Baumscheibe ist das freie Stück Erde um den Baumstamm herum; Red.) zur Ausdehnung der Krone in einem Missverhältnis steht.  Womöglich ist die Baumscheibe – passend zum Baum – noch das Original von vor Jahrzehnten, als der Jungbaum gepflanzt wurde. Dann zwar historische Steine, aber nicht im Mindesten ausreichend, um die nächsten Jahrzehnte wuchtig und wüchsig weiterzuleben. 

Aber das Wurzelvolumen entspricht bei einem so großen Baum mindesten dem Sechsfachen der Krone. Wasserversorgung, Nährstoffe, Sauerstoff und Stickstoff, Mineralisierung – passiert alles durch den Wurzelraum. Mensch, was hat mich meine Biologielehrerin damals damit genervt. Dabei wird aber das Dilemma der übrigen Bäume am Platz deutlich: schlicht und ergreifend zu wenig Lebensraum – unterm Asphalt. Dazu die übertriebenen und fachlich miserablen Kappungen – sie haben den Kastanien nicht geholfen. Vergleiche hinken, aber dir würden die Füße auch weh tun, wenn deine Schuhe dein Leben lang drei Nummern zu klein sind. Und der Kragen platzt dir im Wortsinne, wenn dir deine Mutter nicht irgendwann den Strampler gegen passende Klamotten gewechselt hätte. 

Und der Herr S. (Bauleiter der von Hofbräu beauftragten Ingenieur-Firma; Red.) erklärt uns die permanente Schädigung der Bäume wie selbstverständlich. Und derselbe Herr S. soll nun den Platz sanieren? Der Herr S., der die zunehmende Verschlechterung kannte? Uiuiuii .. so viel geballte Kompetenz. 

Klingt nach Baum- statt Bachwache (Pro Natur hatte bei der Kienbach-„Sanierung“ Baumwachen aufgestellt; Red.). Die Eiche freut sich bestimmt, wenn Herr S. später von Wolke Sieben sagen kann, er hat es besser gemacht als mit den Kastanien. Dann wäre die Seehof-Eiche nämlich noch auf der Erde.

2 Comments

  1. Das nenne ich mal eine fundierte Stellungnahme – vielen Dank, Herr Herz.
    Ich möchte doch stark annehmen, dass der Seehof selbst am Erhalt dieses wunderschönen Baumes interessiert ist. Vielleicht sind die Verantwortlichen ja offen für Anregungen, wie sich die Bewässerung verbessern ließe, zum Beispiel dadurch, dass man den Parkplatz nicht mit Asphalt versiegelt, sondern ihn mit einer durchlässigen Pflasterung versieht.

    • Da stimme ich zu. Bitte keine Versiegelung, sondern ein wasserdurchlaessiger Bodenbelag des Parkplatzes… das wäre eine sinnvolle Schadensbegrenzung. Koennte das die Gemeinde einfordern? Übrigens Eiche. Ich habe in meinem kleinen Reihenhausgarten eine 150 jährige Eiche stehen. Sie hat uns bei dem letzten starken Hagel geschützt. Im Gegensatz zu unseren Nachbarn, blieben unsere Dachfenster unbeschädigt. Auch sitzen wir seit 40 Jahren in ihrem Schatten auf der Bank und würden noch nie durch einen Ast verletzt. Im Gegensatz. Wir freuen uns an den vielen Vogelarten in unseremBaumbiotop. Also, wovor haben wir juristisch denkenden Zeitgenossen denn eigentlich so viel Furcht?

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