Die Gewässer auf Herrschinger Gemarkung. Zeichnung: Spekter

Bürger sollen beim Sturzflut-Alarm mitarbeiten

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120 000 Euro kostet das neue Sturzflut-Mangagement für Herrsching (das Land steuert immerhin 53 000 Euro bei). Mit diesem Management, das eine private Firma installiert, werden allerdings nicht die „Sturzfluten“ gemanagt (Duden: „managen”: etwas geschickt organisieren). Das System soll bei Starkregen betroffene Bürger und Firmen warnen. Die Warnungen werden mittels Sensoren und Computer-Simulationen erstellt. Damit das System auf Herrsching angepasst werden kann, bittet die Gemeinde nun um die Mitarbeit der Bürger. Mitarbeit ist aber auch im Ernstfall gefragt: Wenn der Starkregen-Alarm ausgelöst wird, „ist der Bürger ist aufgefordert, sein Haus zu schützen“, sagt der Bürgermeister.

Etwas unspezifisch sieht die Eingabemaske beim Starkregenmelder aus (starkregenmelder.de)

In seiner Vorstellung im Gemeinderat sprach der Vertreter der Firma Spekter, Hans Junginger, von 4 Stationen, die im Gebiet von Herrsching Regenmengen messen: Breitbrunn, Widdersberg, Herrsching und Herrsching Süd. Der Fachmann fürs Nass im Überfluss sprach von einem „topografisch anspruchsvollen Gelände“ in der Seegemeinde.

Die Ursachen für eine Hochwassergefährdung von Herrschling liegen allerdings nicht nur in der Topografie, sondern in der Geologie. Gemeindearchivarin Dr. Friederike Hellerer: „In unseren Voralpen-Moränen gibt es wasserundurchlässige Tonschichten, die dem Sickerwasser den weiteren Weg ins Erdreich versperren”, weiß die Archivarin. Frei übersetzt: Es ist so,  als schwitze das Erdreich die Wassermassen aus. 2016 geriet zum Beispiel der Fendlbach, der in Rausch entspringt, zum Hochwasser-Spender, Lochschwabs Keller verwandelten sich in Aquarien. Friederike Hellerer sah mit eigenen Augen, wie in Rausch das Wasser förmlich aus dem Acker schoss, als habe jemand einen Springbrunnen angestellt. „In Breitbrunn und Wartaweil hatte es nur getröpfelt, über Rausch und Lochschwab hatten sich die Himmelsschleusen geöffnet”, erzählt Hellerer.

2005 bekamen einige Einwohner von Breitbrunn nasse Füße. Der Weg zum Königsberg hatte sich in einen reißenden Bach verwandelt, das Wasser schoß die Wörthsee- und Hauptstraße runter und richtete in einem Autohaus großen Schaden an. 

Der Kienbach allerdings, der im Fokus des Wasserwirtschaftsamtes steht, hat sich nur einmal, nämlich vor 137 Jahren, daneben benommen. Im Jahre 1885 trat er letztmals über die Ufer. Seither hat er sein Bachbett nicht mehr unbefugt verlassen.

Wie stellt sich nun die Gemeinde die Mitarbeit der Bürger vor? „Von Starkregen und Überflutung betroffene Anwohner und Firmenbetriebe können ihre Erfahrungen zusammen mit Schadensbildern mittels eines Online-Systems übermitteln. Die gewonnenen Erfahrungswerte werden im Sturzflut-Risikomanagement einbezogen und im Lösungskonzept berücksichtigt. Hierzu stellt die Gemeinde Herrsching auf ihrer Internetseite herrsching.de/aktuelles/gemeindenachrichten/nachricht?view=publish&item=article&id=1058(öffnet in neuem Tab) den Starkregenmelder zur Verfügung“, heißt es in der Pressemeldung.

2 Comments

  1. In Breitbrunn läuft das Wasser schon seit Jahrzehnten von der Jaudesberghoehe auf den geteerten und geschotterten Wegen hinab zum See. In der Ortsmitte am Obstgarten, der Firma Wagner und dem Kloster (sie liegen in einer Mulde), werden die Wasserstroeme leicht gestoppt und laufen in die Keller. Die Feuerwehr Breitbrunn kann da sicher gut Auskunft geben. Die Versiegelung des Obstgartenspielplatzes mit Plastikmatten war da sicher vor zwei Jahren, eine Gemeindemassnahme in die falsche Richtung. Also, lieber Bauhof, ein Vorschlag zum Sturzflumnagement: tauscht die Matten im Obstgarten in Breitbrunn in der Ortsmitte mit Naturmaterialien aus und das Sturzwasser kann versickern.

  2. Es sind nicht nur die Tonschichten, die das Regenwasser am Versickern hindern. Sondern, und das unserem Bürgermeister und seinen Gemeinderät*innen seit Jahren bekannt, die ständig zunehmende Versiegelung unserer Erdoberfläche. Maßlosigkeit und Profitgier bestimmen unser Denken und Handeln. Und so bereichern sich immer mehr fremde Investoren und Firmen an der Zerstörung der Natur in Herrsching, Breitbrunn und Widdersberg. Bäume, Wäldchen und Büsche werden vernichtet, um mit teuren Maximalbebauungen und Schottergärten viel Geld zu verdienen. Genehmigt und abgesegnet jeweils von unserem Bürgermeister samt seinen Gemeinderät*innen und dem Landratsamt Starnberg. Unbegreiflich gerade in der heutigen Zeit, wo es um den Erhalt unserer Natur und ihrer Ressourcen geht. Und wo die Ausbeutung unserer Erde aus allseits bekannten Gründen endlich ein Ende finden sollte.
    Seit in Neuwiddersberg die vielen neuen Betonklötze wie Pilze auf den Grundstücken hoch geschossen sind und noch immer weiter hoch schiessen, sind unsere Keller und Souterrainwohnungen bei Starkregen nass. Aber der Bauboom geht trotzdem immer weiter. Jetzt soll er hier sogar auf Landschaftsschutzgebiete und Aussenbezirke ausgedehnt werden, wie im Herrschinger Bauausschuss diskutiert und im Vorbescheid sogar genehmigt wurde. Wir Neuwiddersberger können da nur noch hoffen, dass bestehende Gesetze das verhindern werden. Denn auf das notwendige Verständnis von Rathaus und Landratsamt für den Schutz von Natur, Mensch und Tier haben wir seit langem vergeblich gewartet. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

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