Herrsching ist bald nicht mehr ratlos in Energiefragen. Auf Antrag der SPD beschloss der Gemeinderat, einen professionellen Energieberater zu engagieren. Gegen die Stimmen von 4 CSU-Gemeinderäten stimmte der Rat dafür, „einen oder mehrere Energie-Sachverständige zu beauftragen, ein Konzept zur „Nutzung regenerativer Energiequellen auszuarbeiten“. CSU-Sprecher Thomas Bader hielt das für Geldverschwendung, machte aber klar: „Wenn sich die Abstandsflächen für Windanlagen ändern, sind wir für den Bau solcher Windgeneratoren.“
Auch die Gemeinde-Verwaltung konnte sich nicht für den Antrag erwärmen. 2008 sei nur ein Standort in Herrsching für eine Fotovoltaikanlage als bedingt geeignet beurteilt worden, entgegnete Bauamtsleiter Guido Finster in seiner Antwort auf den SPD-Antrag. Es habe sich damals um Flächen zwischen Herrsching und Andechs gehandelt. Dieser Standort sei aber wegen der Lage im Landschaftsschutzgebiet von der Unteren Naturschutzbehörde abgelehnt worden. Auch andere Flächen, so Finster, liegen in Schutzgebieten. Deshalb sei ein „vorhabenbezogener Bebauungsplan“ (Bauherr beantragt speziellen Bebauungsplan für sein Vorhaben; Red.) nicht möglich. Die Gemeindeverwaltung empfehle, den Antrag abzulehnen.
Ganz anderer Meinung waren die Gemeinderäte der SPD, der Grünen und von der Bürgergemeinschaft Herrsching (BGH). Gerd Mulert (Grüne) warf sich mächtig ins Zeug für einen Sachverständigen: „Das Thema Erneuerbare Energie eignet sich nicht für Anträge, die aus der Hüfte geschossen werden.“ So bräuchten zum Beispiel Nahwärme-Konzepte Sachverständigen-Expertise. Auch das Potenzial von Gemeinde- und Privatdächern erfordere die Unterstützung einer Fachfrau oder eines Fachmannes.
Christiane Gruber (BGH) wies darauf hin, dass sich mit der neuen Regierung die Gesetzeslage für viele Energiebereiche geändert habe. Sie wies auch auf die enormen Potenziale der Erdwärme hin.
Thomas Bader, selbst Energiefachmann, hält nichts von Investitionen in Sachverständigen. „Ich sehe keinen Sinn darin, viel Geld für einen Experten auszugeben.“ Die Geothermie, die in vielen Stellungnahmen eine Rolle spielt, liege nicht in der Hand der Gemeinde.
FDP-Gemeinderat Alexander Keim dagegen sprach sich klar für den Antrag der SPD aus, zumal sich auch schon der Arbeitskreis Umwelt mit diesem Thema befasst habe.
SPD-Gemeinderat Wolfgang Schneider sprang seinem Fraktionskollegen Hans-Hermann Weinen zur Seite und wies darauf hin, das sich die Gesetzeslage laufend ändere. Ein Berater sei nicht nur für die Gemeinde wichtig, sondern auch für private Hausbesitzer.
Gemeinderätin Anke Rasmussen (Grüne) wies darauf hin, dass es hier nicht um das Sparen von Energie gehe, sondern um das Gewinnen von neuer Energie. Herrsching solle sich da mal mit Nachbargemeinden abstimmen, wo ideale Standpunkte für Windenergieanlagen liegen. Auch ihr Fraktionskollege Hans-Jürgen Böckelmann machte sich für die Idee eines Energieberaters stark und forderte ein Gesamtkonzept. Wenn die Verwaltung keine Expertise in diesem Feld habe, sei ein Sachverständiger umso nötiger.
Schon in der Diskussion zeichnete sich eine Mehrheit für den Antrag ab – und so kam es auch: Der Antrag wurde mit deutlicher Mehrheit angenommen. Bemerkenswert: Nur 4 von 8 CSU-Räten stimmten gegen den Antrag.