Anfang Mai 1945 war auch in Herrsching und Breitbrunn der Krieg zu Ende/Französisch-marokkanische Soldaten ertranken nach einem Beutezug im Ammersee/Heimat-Historiker Robert Volkmann berichtet in seiner Breitbrunner Ortschronik aus den Aufzeichnungen einer Klosterschwester///

„Tag und Nacht heulten die Sirenen, feindliche Flugzeuge kreisten über uns. Schwarze Rauchwolken und heftige Detonationen kündeten von Bombeneinschlägen. In solch unheimlichen Stunden beteten wir Rosenkranz um Rosenkranz.“ Die Stunde Null am Ammersee, die Klosterschwester Norberta bangte mit ihren Mitschwestern im Kloster Breitbrunn um ihr Leben. Die Amerikaner rückten von Dießen her nach Norden vor, im Dorf lebten französische Kriegsgefangene, von denen niemand wusste: Werden sie nach dem Zusammenbruch der Wehrmacht blutige Rache nehmen? Eine bittere Ironie des Schicksals: Nicht die versprengten deutschen Wehrmachtssoldaten wurden Opfer – 32 französische Soldaten kamen ums Leben: Auf dem Ammersee ereignete sich am 6. Mai 1945 die größte Schiffskatatrophe seit Menschengedenken. Der Heimathistoriker und Buchautor Robert Volkmann erinnert in seiner 450 Seiten starken Ortschronik von Breitbrunn an diese chaotischen Tage der Kapitulation.
„Der See stürmte am 6. Mai“, erinnert sich Schwester Norberta in ihrem Tagebuch an diese Katastrophe. Und diese stürmische Wetterlage wurde 32 französischen Soldaten, die alle aus Marokko stammten und, wie Historiker Robert Volkmann vermutet, „kein Plünderungsverbot hatten“, zum Verhängnis. Die Marokkaner, die für Frankreich gekämpft hatten, kamen mit Kähnen vom Ammersee-Westufer in die Dörfer des Ostufers und konfiszierten alles, was ihnen wertvoll erschien. Dieses „Raubgut“, wie Norberta schrieb, wollten sie in den Kähnen ans Westufer schaffen, was die Tragfähigkeit der Schiffchen wohl überforderte. Die seemännisch völlig unerfahrenen Marokkaner wagten sich mit ihrer Fracht auf den stürmischen See – und es kam, was kommen musste: Die Ammerseewellen schwappten über die Bordwände der überladenen Kähne – sie sanken und nahmen die marokkanischen Soldaten mit in die Tiefe. Es gibt Quellen, die nur von zwölf ertrunkenen Männern berichten, verifizieren lassen sich die genauen Opferzahlen nicht mehr. Die später angeschwemmten Leichen wurden, wohl mit Ausnahme eines Soldaten, nicht in Breitbrunn auf dem kleinen Friedhof am Johannes-Kircherl beigesetzt – sie waren ja Moslems.
Noch am selben Tag, so notierte Schwester Norberta, kamen andere französische Truppenteile nach Breitbrunn und wollten einquartiert werden: „Wir (im Kloster) wurden verschont, die Häuser am See aber mussten geräumt werden, und wir hatten die Besatzung zu verköstigen.“ Die Franzosen wussten eben, wo was zu holen war: Fleisch und Kartoffeln verlangten die neuen Sieger, und „an jedem 2. oder 3. Tag 30 oder 35 Hühner“, vermerkte Norberta, „während der 18 Tage mussten wir 180 Pfund Butter, 3 Zentner Kartoffeln und 68 Liter Vollmilch abgeben. Die Franzosen und Neger brachten allerhand zum Waschen und Nähen zu uns ins Kloster.“ Die Besatzer forderten aber nicht nur, sie brachten auch Geschenke wie „Konserven, Keks und Seife“ mit.
Geplündert hat aber auch die Breitbrunner Bevölkerung. Norberta: „Die deutschen Soldaten hatten ihr Lastwagen am Waldrand zurückgelassen. Im Dorf war alles auf den Beinen, um Nahrungsmittel, Decken und Kleider aus den abgestellten Wehrmachtswagen zu holen.“
Die kriegsgefangenen Franzosen, so berichtete die Schwester in ihrem Tagebuch weiter, „hatten nun ihre großen Tage. Uns im Kloster ließen sie in Ruhe. Das Kloster ist der beste Bauer, sagten sie“.
Robert Volkmann stieß in seinen Nachforschungen aber auch auf Zeichen der Verständigung. So erzählt eine Quelle, dass eine gebildete, des Französischen mächtige Breitbrunnerin sich am Grab des französischen Soldaten in Breitbrunn mit einem französischen Offizier friedlich unterhalten habe. Dass die großen Staatsmänner De Gaulle und Adenauer Deutschland und Frankreich aussöhnen würden, war damals noch unvorstellbar.
Die Franzosen räumten schließlich Oberbayern und zogen sich in den Südwesten Deutschlands zurück, die Amerikaner rückten nach.