„Müssen Sie künftig klatschen, wenn Herr Merz eine Rede hält?“ fragte herrsching.online die SPD-Wahlkreis-Abgeordnete Carmen Wegge vor der Wahl im Interview. Sie antwortete darauf: „Das würde mir schon sehr schwer fallen. Aber wenn eine Demokratie gefährdet ist, müssen wir als demokratische Parteien in der Lage sein, miteinander zu reden und Kompromisse zu finden.“ Nach dem sensationellen Ausgang des ersten Wahlgangs zum Bundeskanzler fällt einem dieses Zitat wieder ein – auf Phoenix wurde lebhaft diskutiert, wer Merz nicht gewählt hat in der CDU-CSU- und der SPD-Fraktion.
Immerhin hatten 18 Abgeordnete der geplanten Koalition ihre Zustimmung verweigert, sechs Stimmen haben zur Kanzlermehrheit gefehlt.
Der SPD-Ortsvorsitzende in Herrsching, Werner Odemer, war nicht überrascht von dem Paukenschlag im Bundestag: „Ich habe das erwartet.“ In der CDU und CSU sei der Frust über die Aufhebung der Schuldenbremse groß. Die Frage, ob Carmen Wegge dem CDU-Mann Merz die Stimme verweigert hat, mochte Odemer nicht beantworten. Er rechnete allerdings damit, dass Merz in einem weiteren Wahlgang die nötigen Stimmen erhält. Er sollte recht behalten.
Auf Phoenix hatte eine Kamera im Bundestag eingefangen, wie Carmen Wegge auf dem Weg zur Abstimmung in einer Schlange lebhaft mit Boris Pistorius diskutierte – sie ging sogar rückwärts, um mit dem Verteidigungsminister face to face zu sprechen.
