Die Bayrische Brandung tost bald wieder. Ab März macht Volker Mergen hier Wellen. Foto: Gerd Kloos

Gott erhalte diese Hölle

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Am ägyptischen Kitebeach hat der Autor dieser Zeilen von einer legendären Location gehört: Kennst du diese Bierbude nicht, so groß wie Omas Vorratskammer, aber prominent wie das Löwenstüberl bei den Sechzgern? Kennst du die Bayrische Brandung nicht an der Millionärs-Meile, auf der man auch Leute trifft, die das Konto überzogen haben? Dieser Platz, von dem sich die Abendsonne persönlich verabschiedet? Dieses Bierfass mit eigenem Dach? Sie bekommt im nächsten Jahr einen neuen – fast hätten wir Intendanten gesagt – einen neuen Wirt: Volker Mergen, in Herrsching fast so bekannt wie der langjährige Brandungsboss Martin „Miene“ Gruber, ist der neue Gastgeber an der Seetreppe neben dem Bootsverleih.

Miene Gruber wechselte, wie in der Weltpresse schon berichtet, ins Strandbad nach Utting, die Bayrische Brandung an der Promenade war plötzlich Vollwaise. Da fand sich ein Mann, der ein Händchen für spezielle Plätze hat: Der Breitbrunner Volker Mergen wird im März die Brandung wieder rauschen lassen. Mergen hatte bereits eine Kulturkneipe in München betrieben, leitete die Gelato-Factory beim Fischer am See in Inning und engagierte sich jahrelang bei den Sportfreunden Breitbrunn als Jugendtrainer. Da Mergen als gelernter Altenpfleger auch über profunde medizinische Kenntnisse verfügt, kann er jedem Gast, der mal einen „Kenterdrink“ zuviel genossen hat, beistehen.

Trotz gründlicher Renovierung mit frischer Farbe und neuer Gastro-Ausstattung erkennt der in der Brandung sozialisierte Herrschinger seine Sommerresidenz wieder. Der Kiosk wird, so verspricht Mergen, seinen Shabby-Charme nicht verlieren, aber sich ein bisschen kämmen: Also durchaus Flip Flop statt weißer Sneaker, und Boardshorts statt Bermudas, aber halt frisch gewaschen.

Gastronomisch könnten sich ein paar Dinge ändern – zum Beispiel die Biermarke. Ayinger ist im Gespräch, als Weißbier könnte Unertl oder Ayinger die Brandung im Glase machen (der neue Chef mag übrigens Weißbier gar nicht, aber er soll mehrere Sachverständige kennen). Und für Freunde hochprozentiger Kompositionen stehen ein paar neue Rezepturen an der Wand.

Los geht’s aber erst im März, wenn die Sonnenhungrigen über die Promenade herfallen wie der Borkenkäfer über die Fichte. Bei einer gehaltvollen Mozarella-Kreation und einem frischen Bier im Glas blickt man dann auf der Seetreppe in die vor Neid glutrote Sonne und denkt an eine Fresskritik in einem Restaurantführer: Das Gebäude ist die Hölle. Gott erhalte diese Höllen.

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