Haben nun über 300 Herrschinger Bürger ihre Unterschrift vergebens für einen Bürgerantrag geleistet? Die Baumschutzgruppe Pro Natur bei der Abgabe der Unterschriftenliste im März. Verordnungs-Autor Norbert Wittmann (ganz rechts), in der Mitte mit Papier die ehemalige Sprecherin Christl Voit

„Es hätte schlimmer kommen können“

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War das nun eine halbe Niederlage oder ein Semi-Sieg? Die Baumschutzverordnung von Pro Natur fiel im Gemeinderat durch. Die Autorin Uli Spindler und Norbert Wittmann haben aber die Tür weit aufgestoßen zu einer – wie auch immer gearteten – Verordnung aus der Feder des Arbeitskreises Umwelt. herrsching.online fragte nach der Sitzung den pensionierten Polizeikommissar Norbert Wittmann nach der Stimmung im Kreise von Pro Natur.

herrsching.online: Herr Wittmann, wie ist denn nun Ihre Gefühlslage nach diesem Gemeinderatsbeschluss?

Wittmann: Gut. Es hätte schlimmer kommen können.

herrsching.online:  Der Bürgermeister meinte, dass die neue Sachbearbeiterin im Umweltreferat die Aufsicht über die Bäume zeitlich gar nicht leisten könne. Nun haben Sie herausgefunden, dass der Verwaltungsaufwand überschaubar ist. Und die Diplom-Ingenieurin Burkhardt-Keller vom BN München beziffert den bürokratischen Aufwand auf eine Arbeitsstunde pro 1.000 Einwohner und Monat. Wer geht da fahrlässig mit der Wahrheit um?

Wittmann: Klar ist, dass die Durchführung einer Baumschutzverordnung mit einer zusätzlichen Arbeitsbelastung für die Verwaltung verbunden ist. Im Zusammenhang mit der Erarbeitung der Baumschutzverordnung haben wir Gespräche mit Mitarbeitern verschiedener Gemeinden geführt, die eine Baumschutzverordnung haben – wie Gröbenzell oder Neufahrn. Hier liegen überall belastbare und überprüfbare Zahlen bezüglich des Verwaltungsaufwands vor. Bei der Bürgerversammlung am 17. März wurde durch Herrn Bürgermeister Schiller noch argumentiert, dass die Einführung einer Baumschutzverordnung mehrere zusätzliche Sachbearbeiter erfordern würde. Fakt ist, dass das Sachgebiet Umwelt in Herrsching nun mit 1,5 Stellen ausgestattet ist, während in Gemeinden mit einer Baumschutzverordnung das Sachgebiet Umwelt mit lediglich einer Planstelle arbeitet.

herrsching.online: Und was ist das Gute an dem Baumschutz-Beschluss des Gemeinderates?

Wittmann: Viele Gemeinderäte haben sehr klar Stellung bezogen und sich positiv für eine Baumschutzverordnung ausgesprochen. Deshalb kann man für die Zukunft Hoffnung haben.

herrsching.online: War Euer Entwurf einer Schutzverordnung für viele Räte zu streng?

Wittmann:  Nein, aber selbstverständlich kann man über die Inhalte diskutieren.

herrsching.online: Haben einzelne Vorschriften wie zum Beispiel der Schutzbeginn für einen heranwachsenden Baum schon bei einem Stammumfang von 80 Zentimetern manche Räte verschreckt?

Wittmann: Die Diskussion hat ja gezeigt, dass „manche“ den Entwurf nicht einmal gelesen haben. Sonst hätten sie anerkennen müssen, dass in unserem Entwurf die Ausgleichsgelder dafür eingesetzt werden, finanziell überforderten Bürgern den Baumschutz überhaupt zu ermöglichen.

herrsching.online: Haben wir nun spätestens in einem Jahr eine Baumschutzverordnung?

Wittmann: Die vorgelegte Verordnung bietet die Grundlage für die weiteren Arbeiten und Aktivitäten. Die Diskussion im Gemeinderat hat auch gezeigt, dass sich einige Mitglieder des Gemeinderats intensiv mit der Thematik beschäftigt haben und gewillt sind, endlich wieder eine Verordnung für Herrsching zu implementieren. Auch wenn die Abstimmung im Gemeinderat noch nicht den gewünschten Erfolg brachte, setzt sich das Engagement der Bürgerinitiative Pro Natur Herrsching zur Einführung einer BSV unvermindert fort.

herrsching.online … also, Herr Wittmann, kommt nun eine Baumschutzverordnung, oder kommt sie nicht?

Wittmann: Warum soll sie nicht kommen?

1 Comment

  1. Wie schon gesagt: Die Einführung einer neuen Baumschutzverordnung ist seit vielen Jahren ein viel bewegendes und bewegtes Thema. Dabei wurde es immer wieder im Papierkorb entsorgt, weil unser Bürgermeister, Christian Schiller, eine neue Baumschutzverordnung mit dem Argument ablehnte, dass dafür eine neue Halbtagsstelle geschaffen werden müsse. Und dass die Gemeinde Herrsching dafür kein Geld habe. Nun wurde diese Halbtagsstelle erfreulicherweise kürzlich doch geschaffen.
    Was wird wohl jetzt für eine erneute Verhinderung dienen?

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