Polizei-Statistiken aus Starnberg, Dießen und Oberbayern zeigen: 2 Drittel aller verunglückten Fahrradfahrer haben den Unfall selbst verschuldet//
Radfahren ist schöner als Autofahrer, aber leider anstrengender – und gefährlicher: Im Landkreis Starnberg ereigneten sich 2022 fast 5 Prozent mehr Unfälle mit Zweiradfahrern als im Vorjahr: 266 Mal musste die Polizei einen Unfall mit Pedaltretern aufnehmen. Die meisten verunglückten Radfahrer mussten dann auch gleich noch medizinische Hilfe in Anspruch nehmen.
Auch im Nachbar-Polizeibezirk Dießen stieg die Zahl der Fahrradunfälle um knapp die Hälfte auf 47 an. Erstaunlicherweise waren weniger Pedelec-Fahrer beteiligt (nur 7, letztes Jahr 10). Wie die Polizeiinspektion Dießen ergänzend mitteilte, stürzten die Fahrradfahrer meist ohne fremde „Hilfe“. Autofahrer sind also in der Regel nicht schuldig, dass sich die Zweirad-Piloten eine blutige Nase holen.
Wie schwer ein Fahrradunfall wird, hängt von den Fahrern selbst ab. Das Polizeipräsidium Oberbayern Nord weist darauf hin, dass in seinem Berichtsgebiet 40 Prozent der tödlich verletzten Fahrradfahrer ohne Helm unterwegs waren. Bei den schwerverletzten Radlern trugen sogar 56 Prozent keinen Kopfschutz. Die Zahl der Fahrradunfälle im Polizeipräsidium Oberbayern Nord hat dramatisch zugenommen: 2190 Crashs bedeuten eine Steigerung um 23 Prozent. Die Polizeistatistiker in Ingolstadt verweisen darauf, dass knapp 70 Prozent der verletzten und ums Leben gekommenen Radler den Unfall selbst verursacht hatten.
Aufsteigende Tendenz haben auch die Unfälle mit E-Bikern. Bisher beträgt der Anteil der Unfälle mit Pedelecs nur rund 15 Prozent an den Gesamtunfällen aller Radfahrenden. Im Jahr 2022 wurden 390 (358) Unfälle (plus 9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) mit Pedelecs aufgenommen. 3 E-Biker wurden tödlich verletzt. 72 Prozent der Unfälle wurden von den Pedelec-Piloten selbst verursacht.
Dahinter könnten mindestens zwei Gründe stecken, sagte Unfallforscher Siegfried Brockmann vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) dem SPIEGEL. Einerseits steige die Zahl der E-Bikes in Deutschland weiter rasant, der Bestand wachse jedes Jahr um etwa 20 Prozent.
Zudem verunglücken E-Bike-Fahrerinnen und -Fahrer deutlich häufiger allein und seltener nach einem Zusammenstoß mit einem Pkw. Sie profitieren also weniger davon, dass der motorisierte Verkehr insgesamt zurückgegangen ist. Wie sehr dieses Phänomen hinter den gestiegenen Zahlen stecke, müsse noch genauer untersucht werden. Der E-Bike-Boom birgt seiner Meinung nach aber zunehmend Probleme. »Jeder dritte Radverkehrstote ist inzwischen ein Pedelecfahrer«, sagte Brockmann der Nachrichtenagentur dpa. Das sei »Wahnsinn«, vor allem angesichts des Bestands: Das Verhältnis von Fahrrädern zu Pedelecs in Deutschland sei etwa zehn zu eins.