Dieses Foto entstand am Parkplatz der Staatsstraße zwischen Herrsching und Breitbrunn. Hier läuft nie ein Fußgänger, und Radverkehr gibt es auf der Wiese auch nicht. Es roch in der Umgebung des Laubbläsers stark nach Auspuffgasen

„Wir verstummen nicht“

3 mins read

Das Bundesumweltamt bezeichnet Laubbläser als laut, schmutzig, gefährlich für Tiere und bedenklich für unsere Gesundheit. Das allerdings überzeugt die Gemeindeverwaltung und insbesondere den Herrschinger Bauhof nicht. In der öffentlichen Sitzung begründete der Leiter des Bauhofs, Mörtl, die Liebe Herrschings zum Laubbläser (herrsching.online setzt sich damit noch inhaltlich auseinander). Bürgermeister Schiller warf dem Herausgeber Verstöße gegen die Bildrechte der Bauhofarbeiter vor. Eine Entgegnung war nicht möglich, weil die dargelegte Rechtsauffassung der Verwaltung unter „Bekanntmachungen des Bürgermeisters“ ausgebreitet wurde. Der herrsching.online-Herausgeber antwortete dem Bürgermeister mit einem offenen Brief.

Sehr geehrter Herr Bürgermeister

zuerst vielen Dank für die kostenlose Werbung im Gemeinderat. Reichweite ist unsere Rückversicherung und Motivation.

In den eineinhalb Jahren, in denen herrsching.online am Markt ist, gab’s 344 357 Aufrufe. Allein gestern freuten wir uns über 738 Aufrufe. Wird also.

Der Erfolg speist sich auch aus den Themen, die anderswo ignoriert werden. Zum Beispiel aus dem Errege-Thema Laubbläser, von denen das Bundesumweltamt sagt: „Sie sind laut, schmutzig, gefährlich für Tiere und bedenklich für unsere Gesundheit: Laubsauger und -bläser können Mensch und Umwelt belasten. Besen oder Harke sind die bessere Alternative.“

Viele Bürger bezeichnen die Bläser als die Energieverschwender, Krachmacher und Umweltschädlinge. Diese Stimmung in der Bürgerschaft hat herrsching.online aufgegriffen und mit Fakten unterlegt.

Wir haben dazu auch einen Bildbeleg geliefert: Ein Gemeindearbeiter bläst Laub von einer Wiese in den Wald – nahe einer Staatsstraße fern jeden Fußgängerverkehrs. Eine Aktion, die in Zeiten der Energie- und Haushaltskrise sinnfrei ist.

Der Arbeiter exekutierte hier offenkundig den Auftrag der Bauhofleitung und war damit als Amtsperson unterwegs. Diese Handlung zu dokumentieren, ist von öffentlichem Interesse und darf von einem Journalisten fotografiert werden, wenn der Mann auf dem veröffentlichten Bild nicht zu erkennen ist. Das Persönlichkeitsrecht tritt hier klar hinter dem Grundrecht auf freie Presseberichterstattung zurück.

Statt aber ein klärendes Gespräch zu suchen, haben Sie in einer öffentlichen Sitzung dieses elementare Presserecht diskreditiert.

herrsching.online hat Ihnen zu den gemeindlichen Laubbläsern drei Fragen gestellt:

1. Sehen Sie technische Alternativen zu den benzinbetriebenen Laubbläsern?

2. Warum ist die Stadt Starnberg in Sachen Laubbläser kein Vorbild für Herrsching?

3. Gibt es rechtlich unproblematische Möglichkeiten, das Laub in bestimmten Bereichen außerhalb der Verkehrwege als Dünger einfach liegen zu lassen?

Statt klarer Antworten gab’s eine öffentliche Polemik.  Dass die allerdings unter dem Punkt „Bekanntmachungen des Bürgermeisters“ segelte,  erinnerte ein bisschen an einen Schauprozess.

Gewiss ein schräger Vergleich. Nach Schauprozessen sind Angeklagte meist für lange Zeit verstummt.

Damit, verehrter Herr Bürgermeister, ist bei uns nicht zu rechnen.

Mit respektvollen Grüßen

Gerd Kloos

Herausgeber

herrsching.online

3 Comments

  1. „Der Zweck heiligt die Mittel“???

    Gibt dieses alte Sprichwort wirklich eine Legitimationsgrundlage für das Verhalten unseres 1. Bürgermeisters bei der letzten öffentlichen Gemeinderatssitzung am 24.10.2022?
    Bestimmt war es eine löbliche Absicht von ihm, seine Mitarbeiter im Bauhof, die täglich gute harte Arbeit leisten, zu schützen und verteidigen? Ungebetene Fotos, die nicht zu erkennende Personen zeigen zu verhindern oder Aussagen, die die Sinnhaftigkeit der Laubbläserei in Frage stellen zu unterbinden?
    Musste der Ratsherr Herrschings jedoch dafür eine öffentliche Gemeinderatssitzung wählen, um den in seinen Unmut Geratenen klar machen zu wollen, was sie in Zukunft zu unterlassen haben?
    Das Schärfste an dieser Sache fand ich, dass sich die so öffentlich Gemaßregelten nicht einmal zur Wehr setzen, bzw. die Dinge richtig stellen konnten. Denn eine Antwort auf die Anwürfe gab die Tagesordnung nicht her. Und so kroch mir, und ich glaube auch anderen Anwesenden, das Entsetzen beim Zuhören den Rücken hinunter.
    Schon als Kind haben wir doch gelernt, die Dinge, die wir mit anderen klären wollen, direkt unter vier Augen mit ihnen auszudiskutieren? Sodass es am Schluss zwei Gewinner gibt? Ist diese weise Lehre an unserem 1.Bürgermeister etwa ungeachtet vorbei gerutscht?
    Vielleicht ist das Erlebte, positiv gesehen, jetzt ja auch eine Chance, die „Machtverhältnisse“ im Gemeinderat zu überdenken und neu zu gestalten? Damit wieder mehr Achtsamkeit, Respekt und Wertschätzung einkehren? Wovon dann auch die Bürger*innen bei ihren Fragestellungen profitieren können?

  2. Im Verlauf einer Gemeinderatssitzung kann es durchaus zu einer mit harten Worten geführten Auseinandersetzung in unterschiedlich bewerteten, grundlegenden politischen Fragen kommen. Ein der Sitzung/Beratung angemessener Stil muss jedoch von allen Beteiligten gewahrt werden.
    Dieser angemessene politische Stil war seitens des Bürgermeisters im Zusammenhang mit einigen Bürgeranfragen und mit der kritischen Berichterstattung eines Presseorgans über den Einsatz von Laubbläsern nicht vorhanden.

  3. Der Herr Bürgermeister ist ganz offensichtlich nicht ganz auf dem Laufenden über den wissenschaftliche Stand der Dinge, was die Sinnhaftigkeit von Laubbläsern angeht.
    Das ist natürlich etwas peinlich, wenn einem das so vor Augen geführt wird, aber die etwas schlichte Reaktion erinnert mich an den Vergleich mit der beleidigten Leberwurst.

Schreibe einen Kommentar

Your email address will not be published.

Aktuellste Meldungen

Anzeige