150 Tonnen Laub fallen in Herrsching von den Bäumen, sagt der Bauhof. Lagen in Zeiten ohne Laubbläser die welken Blätter meterhoch in den Straßen?

Er-Lauben Sie sich…

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Wo steht eigentlich das Flugzeug mit laufendem Motor? Ach, das ist gar kein Flieger, das ist nur ein kleiner, lärmender Laubbläser, der die Herbstblätter vor sich hertreibt. Die modernen Besen mit Kleinmotor und Gebläse wirbeln im Herbst viel kommunalpolitischen Staub auf. Die Stadt Starnberg hat die Laublärmer schon 2012 ausgemustert und rät Gartenbesitzern „dringend vom Gebrauch dieser Geräte ab“. Auch die Herrschinger Grünen wollen die Benzin-Besen verbieten lassen.

Der ehemalige Bauhofleiter Hermann Sontheim kann sich allerdings nicht vorstellen, auf die Bläser zu verzichten. „In Herrsching fallen im Herbst ungefähr 150 Tonnen Laub an“, weiß Sontheim, „das schafft man nicht mit Besen und Schaufel.“ Und wenn es noch aufs nasse Laub regnet, verdopple sich das Gewicht des Herbstabfalls.

Die Nachteile des benzinschluckenden Blasorchesters sind allerdings gewaltig: Nach Messungen des Landesamtes für Umwelt und Verbraucherschutz in NRW verursacht ein professioneller Laubbläser 91 Dezibel Krach. Das sei in etwa so laut wie ein Presslufthammer. Das Amt weist darauf hin, dass eine Dauerbelastung von 80 dB(A) schädlich sei für das menschliche Ohr.

Die Stadt Starnberg kennt noch weitere umwelttechnische Sünden der lärmenden Windmaschinen:

• Ihre Abgase tragen zur Luftverschmutzung bei

• Sie wirbeln Feinstaub und Mikroorganismen auf

• Sie stören das Ökosystem am Boden, da sie auch direkt am Boden lebende Kleinsttiere aufwirbeln

Wer Rechen und Schaufel für antiquierte Handlanger hält, die nur im Bauernmuseum ihren Platz haben sollten, der könne ja, so die Starnberger Stadtverwaltung, einen elektrischen Laubbläser einsetzen. Diese summenden Helfer seien, so das Landesamt in NRW, um bis zu 11 dB(A) leiser. Ein Akkubläser könne nach Herstellerangaben bis zu 11 Stunden Treibjagd auf Blätter machen.

Noch besser als das herbstliche Laub-Ramadama sei es, die Lose-Blätter-Sammlung unter die Büsche oder auf die Beete zu kehren. „Über den Winter bietet es Kleintieren Schutz, und im Frühjahr entsteht wertvoller Humus. Zudem ist der Boden besser gegen Austrocknen und extreme Temperaturen geschützt.“

Laubbläser auf dem Friedhof: Die Toten stört er nicht mehr, die Lebenden halten sich die Ohren zu

7 Comments

  1. Heute in der Strittholzstr. Links und rechts der Straße liegt auf den schmalen Grünstreifen sauber geordnet Laub. Die Straße selbst ist völlig laubfrei bis:
    1. zwei Gemeindearbeiter dieses Laub in die Mitte der Straße blasen und dann
    2. zwei (!!) motorisierte „Laubsammler“ dieses Laub aufnehmen.
    Diese völlig unsinnige Aktion mit 4 Arbeietern wiederholte sich in den vergangenen 3 Wochen mehrmals. Hier wird neben Laub von der Straße Steuergeld zum Fenster hinaus geblasen. Herr Bürgermeister – sind Ihnen die Gemeindezügel entglitten?

  2. Abgesehen von den bisher genannten Nachteilen durch den Laubbläsereinsatz, wird dringend notwendige autochthone Bodenbildung verhindert, wenn das Laub aus dem Naturkreislauf wie Abfall behandelt wird.
    Speziell am Landungssteg liegen die Wurzeln der großen Bäume zunehmend frei und wären dankbar fuer eine Laubdecke. Auch hier wurde in den letzten Jahren mit Hingabe laubgebläsert. Die Standfestigkeit der Bäume erhöht das nicht!
    Wenn man noch den Einsatz der LKW hinzurechnet, die später die zusammengeblasenen Laubberge entfernen, wird die CO2 Bilanz endgültig kritisch.
    Warum kann das Laub außerhalb der Gehsteige nicht einfach liegenbleiben, wie m. E. auch in der Gemeinderatssitzung vom 23.5.22 intendiert? Sollten nicht Bereiche definiert werden, in denen das Laub einfach am Ort verrotten kann und so zu Mineral-und Bodenbildung beiträgt? Das Denken in Kreisläufen ist notwendiger denn je, und da ist der Laubbläsereinsatz nur ein Aspekt.

  3. Ohne Sinn und Verstand führt der Bauhof hier einen Auftrag der Verwaltung aus. Bei uns in der Straße sind sie zu zweit ausgerückt, um ein paar Blätter Laub vom Berg runter zu blasen. Auch Spaziergänger nach Andechs haben sich beschwert, dass teilweise auf Schotterwegen im Wald das Laub von links nach rechts geblasen wird. Ich möchte in der kommenden Klausur nichts von knappen Haushaltsmitteln hören!

  4. Am Donnerstag, den 13.10.2022 haben Arbeiter des Bauhofs Herrsching in Breitbrunn an der Münchenerstraße und dem Franz Utzweg, zwei Stunden das Laub von den Gehwegen weggeblasen. Da der betreffende Laubsaugerarbeiter keinen Gehoerschutz trug, denke ich, dass da Gehoerschutzmassnahmen dringend angeraten wären . Schwerhoerigkeit ist keine Bagatelle. Aufklärung tut Not. Auch Menschen werden durch Laubsauger geschädigt. Heidi Körner Breitbrunn

  5. Wenn einer dieser Lärmschleudern in einem, von Schottergärten noch verschonten Winziggarten beginnt zu lärmen, gibt es im Umfeld kein Halten mehr. Jeder holt sein Gerät aus dem Schuppen. Und dann kommt Freude auf, wenn Tiere und Menschen flüchten, die Kleinsttiere sogar sterben müssen.
    Vielleicht wird dieses Jahr der hohe Benzinpreis Gutes tun? Zu hoffen ist es! In vielen Ländern ist er verboten, dieser unselige Laubbläser! Dürfen wir hoffen?

  6. Danke für den Artikel, der die ganze Bandbreite der motorbetriebenen Laubbläser drastisch schildert.
    Für dieses Jahr ist es leider wieder mal zu spät, den Einsatz der lärmenden Laub- und Staubschleudern zu thematisieren. Ich verstehe nicht, wieso die Stadt Starnberg kein praktikables Vorbild für Herrsching ist. Dem wiederkehrenden Herbstlaub ist es doch egal, wo es von den Bäumen fällt, aber uns Herrschinger*innen reicht`s jetzt! Wir lassen uns nicht mehr mit den ewig gestrigen Argumenten abspeisen!
    Wir Herrschinger GRÜNE werden uns weithin für die Menschen, die Tiere und Vögel aber auch die Kleinlebewesen, die darunter leiden, massiv einsetzen, dass diese „Nervensägen endlich still sind“. Benzingetriebene Geräte haben schon gleich gar keine Zukunft in einer Fossilenergie-freien Umwelt!
    Bis zur nächsten Herbstlaubsaison (besser schon zum Frühjahr) muß die Gemeindeverwaltung endlich entsprechend dem Vorbild Starnbergs dem Bauhof konkrete Vorgaben machen.

    • Solche klaren Worte habe ich bei der Zerstörung des Biotops (Gymnasium) vermisst. Offensichtlich messen die GRÜNEN mit zweierlei Maß.

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