Eigentlich war es kein Spazierwetter. Gegen 18 Uhr füllte sich der Platz vor dem Rathaus trotzdem wieder, als würde es Gratis-Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt geben. Etwa 150 „Spaziergänger“ – etwas weniger als am letzten Montag – fanden sich zur Montags-Demo ein. Die Polizei war mit etwa 20 Beamten vor Ort und eskortierte den Zug durch Herrsching. Auf ein förmliches Demo-Verbot hatte das Landratsamt verzichtet. Wie aus Funksprüchen zwischen Polizisten und Einsatzleitung hervorging, versuchten die Ordnungshüter, einen nicht deklarierten Koordinator zu finden. Nach unseren Beobachtungen fiel aber kein Spaziergänger als Organisator auf. Zwischenfälle gab es wohl nicht.

Es gab aber Anzeichen dafür, dass einige Impfgegner nicht aus Herrsching waren. So kurvte ein Bus durch die Bahnhofstraße, der offenkundig Demo-Touristen in die Seegemeinde brachte.
Der Zug setzte sich dann Richtung Bahnhof in Bewegung, zog dieses Mal aber nicht durch den Kurpark, sondern über den Landungssteg, die Seestraße und die Mühlfelder zurück zum Rathaus.
Die Polizei ermahnte die stummen Demonstranten mehrmals per Lautsprecher, einen Abstand von 1,5 Metern zum Nachbarn einzuhalten. „Wird dieser Abstand nicht eingehalten, kann eine Maskenpflicht angeordnet werden“, verkündete der Polizeibeamte. Das aber beunruhigte niemanden im Zug. Die Demonstranten liefen in „Zeilen“ brav hintereinander her, als wollten sie nach Andechs pilgern. Am Bahnhof überquerten sie in bester Bürgersitte die Straße auf dem Zebrastreifen, die Polizeiautos warteten StVO-konform, bis der Zebrastrafen wieder frei war. Allerdings gab es am Bahnhofsplatz einen kleinen Verkehrsstau, weil Polizeifahrzeuge die Zufahrt von der Ladestraße abgesperrt hatten.
Die Polizeibegleitung wirkte – wie schon am letzten Montag – als würden die Beamten eine genehmigte Demonstration begleiten und beschützen. Deshalb war auch keinerlei Aggression der Polizei gegenüber spürbar. Auf unbeteiligte Beobachter wirkte es fast so, als wären die Demonstranten dankbar für soviel Aufmerksamkeit.
Für oder gegen was die Corona-Kohorte nun durch die Straßen stiefelte, war nicht erkennbar. Weil weder auf Plakaten noch in Reden über den Sinn der Veranstaltung aufgeklärt wurde, hätte man sie auch auf für die Kreislaufgruppe der Volkshochschule halten können.